Leben mit Kind(ern)

Zähne putzen: Als mein Kind mir die Zahnbürste an den Kopf warf

Wer gesagt hat, Eltern sollen zwei Mal täglich drei Minuten die Zähne ihrer Kinder putzen – Kauflächen-Außenflächen-Innenflächen, Hin und Her, Rundherum, Wische aus usw-, der*die hatte mit ziemlicher Sicherheit KEINE Kinder. Anders kann ich mir diese utopischen Zahnputzempfehlungen nicht erklären, die verzweifelten Eltern unter die Nase gerieben werden. Meinem Kind Zähne putzen jedenfalls, klappt nicht so leicht, wie es fröhliche Kinderlieder suggerieren.

Ich beneide ehrlich Eltern, deren Kind kooperativ genug ist, da mitzumachen.

„Du musst nur von Anfang an dran bleiben..“ Und andere schlaue Tipps

Ich habe auf meiner Festplatte ein Video, da ist N gerade ein paar Monate alt, und sabbert zufrieden auf so einem Zahnfleischmassage Babyzahnbürste Ding für den Zahnputzeinstieg herum. Kennt ihr?

Da hatte meine Tochter zwar noch überhaupt keine Zähne, gab uns ihre ›Zahnbürste‹ aber gar nicht mehr wieder, so begeistert war sie davon; und naiv wie wir waren, dachten wir damals: So schwierig kann das mit dem Zähneputzen gar nicht werden.

Als die ersten Zähne kamen, putzten wir sie ihr fix morgens und abends vor dem Badezimmerspiegel. Ich hielt Nana dabei meistens auf dem Arm. Bald bekam sie eine zweite Zahnbürste in die Hand, weil sie mitmachen wollte.

Soweit, so Gut.

Dem Kind Zähne putzen also doch easy?

Denkste. Eines Tages passierte etwas: Das war kurz nach ihrem ersten Geburtstag. Nana verweigerte die Zahnbürste. Sie nahm sie mir aus der Hand, warf sie mir an den Kopf und machte ihren Mund nicht mehr auf. Bäm!

Ich schob es erst aufs Zahnen. Aber auch die nächsten Tage änderte sich nichts. Keine Chance. Ich durfte ihre Zähne einfach nicht mehr putzen.

Dem Kind Zähne putzen: Ein MUSS?

Wir leben aus Überzeugung o h n e Erziehung und mit kindlicher Selbstbestimmung. Ihre Zähne gehören ganz klar zu Nanas Körper, und liegen damit im Rahmen ihrer eigenen Entscheidungsfreiheit.

Niemals sollte mein Kind verinnerlichen müssen, dass es auf irgendeine Weise n o r m a l sei, wenn jemand gegen ihren Willen etwas IN ihren Körper steckte; auch dann nicht, wenn es sich dabei um soetwas völlig gängiges wie eine Zahnbürste im Mund handelte. Gewalt kam und kommt schon deswegen bei diesem Thema nicht für uns in Frage.

Nicht abzustreiten ist aber doch: Zähneputzen ist wichtig!

In alternativen Elterngruppen bin ich auch schon auf gegenteilige Ansichten gestoßen: plausible Erklärungen, dass Zähneputzen bei kleinen Kindern sogar schädlicher als nützlich sei, da die Borsten das noch weiche Zahnschmelz abtragen etwa – Dieser Ansatz beruhigt. Im Grunde denke ich aber doch, das Zähneputzen eines dieser Übel ist, denen wir uns stellen ›müssen‹, so wie Windelwechseln, Waschen und Anziehen auch.

Zähneputzen muss – soll also, weil ICH es für notwendig empfinde. Nur wie, wenn wir es ohne Zwang angehen?

Seit kurz nach ihrem ersten Geburtstag verweigert Nana die Zahnbürste, und daran hat sich bis heute nichts verändert. Das heißt, hinter uns liegt heute ziemlich genau EIN JAHR voll Ausprobieren, Lösungen suchen, auch mal die Nerven verlieren und Zweifeln, aber auch voll wachsendem Vertrauen und der Annäherung an alternative Wege. Puh!

Nach wie vor ist das Zahnputzthema hier schwierig, meinem Kind Zähne putzen kaum möglich, und ich kann euch KEINEN ultimativen Tipp geben, wenn ihr in einer ähnlichen Situation seid. Im Gegenteil -Ich kann euch viel mehr davon berichten, wie es nicht geht. Und: Wie wir damit umgehen.

Wir haben einen Weg gefunden, mit dem es UNS gut geht.

Eine Zahnputz Odyssee in drölfzig Akten

Fragte ich nach Tipps, wie ich mein Kind vom Zähneputzen überzeugen könnte, bekam ich nebst zahlreichen ›hier ist es genauso‹ Einstimmungen, immer mindestens einmal den Ratschlag ›das Kind festzuhalten und halt zu putzen, denn das muss nun mal sein!‹ Ende Aus. Nun finde ich zwar wie gesagt auch, dass Zähneputzen wichtig ist, und kann und will dem nicht widersprechen, ABER ›einfach festhalten‹ ist zum einen überhaupt nicht „einfach“ und außerdem grobe Gewalt am Kind.

Wenn ein Kind wirklich verweigert, so wie Nana, dann ist es mit einem ›jetzt mach schon den Mund auf‹ nunmal auch nicht getan – Natürlich habe ich in meiner Ratlosigkeit und der Sorge um ihre Zahngesundheit, ja auch schon versucht, die Zahnbürste irgendwie „mal kurz“ an den Zahn zu bekommen. Mit Bitten und Ablenken und allem, was einem so dazu einfällt.

Keine Chance.

In dem Moment, in dem sie den Kopf wegdrehte, sich aus meinem Arm windete, ›Nein‹ schrie, da stoppte ich, jedes Mal, denn der eine Schritt weiter, egal wie wichtig ich es empfand, wäre körperliche Gewalt gewesen. Festhalten, die Arme halten, den Kopf fixieren, den Mund aufdrücken, und bei alledem irgendwie auch noch die Zähne putzen.

Ganz abgesehen davon, dass das regelmäßige (!) durchbrechen ihrer körperlichen Grenzen (!), zwangsläufig negative Emotionen mit dem Zähneputzen verknüpft, kann ich mir ehrlich gesagt, nicht einmal vorstellen, dass das Zähneputzen SO tatsächlich gründlicher wäre.

Und: Auf keinen Fall will ich einen Kampf mit meinem Kind.

Dem Kind Zähne putzen, tun wir, weil das Zähneputzen dazu gehört, für ihre Zahngesundheit, aber wir lassen uns davon nicht zu Gegnern, zu Täter und Opfer machen.

Statt dass ich mich in eine (hier sogar physisch gewaltvolle!) Machtposition über mein Kind stelle, sitzen wir im selben lästigen Boot: Also putzen wir unsere Zähne und Nana putzt ihre Zähne. Und das meine ich genauso, wie ich es schreibe: Nana putzt ihre Zähne inzwischen überwiegend alleine.

Unser Weg. Unsere Lösung. Unbefriedigend, wie sie klingen mag.

Unser Kind hat uns gezeigt, dass es anders nicht funktioniert, wenn wir auf Gewalt verzichten wollen. Wir haben bis zu dieser Einsicht so ziemlich ALLES durchexerziert. Drölfzigtausendundeine Idee. Mindestens.


  • Die eigene Zahnbürste sucht Nana sich selbstverständlich aus. Ihre vermeintliche Lieblingszahnpasta kennen wir unter allen auf dem Markt erhältlichen auch; hilft aber nichts. Auch durchwechseln nicht.
  • Die elektrische Zahnbürste macht ihr Angst.
  • Eine zweite Zahnbürste hält sie schon lange in der Hand. Ein Spiegel auf Kinderhöhe, eine nette Routine. Macht das Putzen alles nicht besser.
  • Weder Stofftiere, noch niedlich dreinguckende Tierwaschlappen etc machen ihr das Zähneputzen schöner. Zwar half sie fleißig mit, alles und jedem ANDEREN die Zähne zu putzen, nur bei sich selbst will sie nicht.
  • Zähne zeigen, Tiergeräusche machen, Singen, Grimassen schneiden und Geschichten Erzählen, nichts begeistert das Kind ausreichend.
  • Auch thematische Bücher helfen nicht.
  • Genauso wenig helfen uns Zahnputzlieder- (auch keine Videos). Selbst die Lieblingsserie lenkt sie nicht ab, wenn die Zahnbürste kommt.
  • Uns vom Badezimmer lösen und unabhängig von der morgendlichen und abendlichen Routine die Zahnbürste anbieten, hilft zwar UNS, die ganze Sache ungezwungener anzugehen, Nanas Meinung zur Zahnpflege, ändert das aber auch nicht. Egal in welchem Raum, und egal zu welcher Uhrzeit, Nana mag nicht. Sie hat eben einen starken Willen.
  • Gemeinsam putzen oder gegenseitig putzen nichts zeigt Wirkung. Nur manchmal macht Nana völlig unerwartet (!) doch mit, jedes Mal hoffen wir dann auf den BreakEven, aber nichts half uns bisher wirklich weiter.
  • Manchmal lässt Nana es zu, beim Spielen und Toben ihre Zähne zu putzen. Heißt aber nur: Fix einmal drüber wischen, dann wieder losrennen. Repeat. Gründlich zum Putzen komme ich so aber auch nicht.

Jeder Versuch scheitert.

Und ihr Blick sagte dann deutlich: ›Ich lasse mich doch nicht verarschen! Ich will das olle Ding nicht, egal, wie ihr es versucht. ‹. Recht hat sie wohl.


Mein Mann und ich wurden frustrierter. Verzweifelter. Ideenloser. Einige Zeit machte mir das Zahnputzthema wahnsinnig zu schaffen..

Von Fremdbestimmung zur Selbstbestimmung

Ich überlegte schließlich, WANN es funktionierte mit dem Zähneputzen.

Die Male, wenn das Zähneputzen doch klappte, passierten unerwartet und folgten keiner aufgehenden Strategie unsererseits (auch wenn wir uns das manchmal bis zum nächsten Scheitern einredeten). Das Zähneputzen gelang NUR DANN, wenn N es selber wollte. Das war DIE Erkenntnis.

Das war einer dieser ERZIEHUNGSFREI Schlüsselmomente: Ich habe NICHT die Macht, zu entscheiden, wann und wie mein Kind sich die Zähne putzen lässt.

Es ist IHRE Entscheidung.

N will nicht. Aber das Zähneputzen klappt nur, wenn sie doch will.

Nur: N versteht ja unsere Absicht gar nicht. Sie sieht die Bilder in Büchern, hört wie wir davon erzählen und singen und versuchen, aber wirklich verstehen, dass IHR Zahn kaputt gehen könnte, das KANN sie einfach nicht.

Je mehr wir aber versuchten, unsere Fremdbestimmung mit allerlei Tricks „durchzumogeln“, desto mehr verschloss sie sich. Denn: Wir arbeiteten an ihr, arbeiteten fieberhaft auf unser (Erziehungs)Ziel hin, (ging es nicht fast schon mehr um gehorsam, als um die Zähne?), aber ließen unser Kind , ihr Bedürfnis ihre Grenzen zu wahren also, dabei außer Acht.

So schwer es fiel, wir ließen los und vertrauten.

Wir fingen an, einen Weg zu gehen, der unsere Tochter WIRKLICH mit einbezog: WIR hörten auf, ihr die Zähne zu putzen. Oder besser gesagt: Wir hörten auf, penetrant zu versuchen, ihr die Zähne zu putzen.

Wir putzten stattdessen unsere Zähne. Wie sich das gehört. Wir begannen, ihr das Zähneputzen bewusst als Teil UNSERES Alltags vorzuleben, aber übten keinen Druck mehr aus. Wir boten ihr an, mitzumachen. Ich fragte sie einfach nur noch, ob sie ihre Zahnbürste haben wollte. Nur das.

Tatsächlich verneinte N nur ein paar Mal ganz am Anfang. Natürlich – Schließlich musste sie sicher gehen, dass „einfach“ Verneinen nun eine ECHTE Option war, ohne dass es „doch noch eine*r versuchte“. Sie nimmt ihre Zahnbürste fast immer, heute fragt sie manchmal sogar selber danach.

Und noch viel wichtiger: Sie macht mit! Nana putzt ihre Zähne selber.

Nachputzen verweigert sie im Moment noch. Das ist okay. Es fühlt sich nicht falsch an. Es ist mehr, als ging, als ich noch unbedingt bei ihr putzen wollte. Zähneputzen ist nicht mehr länger dieser von uns allen UNGELIEBTE Punkt auf der ToDo Liste, es ist SO Teil unseres Alltags.

Genau das hatte gefehlt!

Mein Mann oder ich putzen meistens mit unserem Kind gemeinsam. Machen es ihr vor, coregulieren so ein wenig die Putzdauer. Wir sagen ihr hin und wieder an, wo sie noch putzen sollte. Fragen nach, ob sie schon hinten geputzt hat, und erinnern sie daran, auch oben nochmal zu putzen.

Nach dem Putzen bedanken wir uns bei ihr. Es ist längst nicht so selbstverständlich, wie wir Eltern glauben, wenn unsere Kinder kooperieren. Und genau das tut sie: Sie putzt sich die Zähne. Wir haben ihr Problem erkannt, und sie nimmt den neuen Weg an: Aber für uns! Nicht für sich!

Dem Kind Zähne Putzen, wie wichtig ist das? Verantwortung übernehmen

Nana putzt ihre Zähne also (derzeit) alleine.

Der wichtigste, und schwierigste Schritt dorthin: Das ändern der Perspektive. Die Schwierigkeit liegt nämlich, wie fast immer, im Verständnis von Verantwortung. Mein Kind versteht nicht, warum Zähne putzen wichtig ist, also trage ICH die Verantwortung für ihre Zahngesundheit. Genauso trage ich die Verantwortung für ihre Unversehrtheit – Verantwortung übernehmen geht tatsächlich viel mehr mit unserer Lösung konform, als es auf den ERSTEN BLICK scheinen mag.

Verantwortung kann NIEMALS DAUERHAFTE Gewalt bedeuten.

Wenn ich mein auf die Straße rennendes Kind festhalte, dann ist das im besten Fall EINMALIGE oder sehr SELTENE Anwendung SCHÜTZENDER GEWALT in einer akuten Situation. Regelmäßig (!) zwei Mal am Tag vorsätzlich (!) Gewalt anzuwenden, kann NICHT unter „Schutz“ fallen. Dann nämlich könnte ich wieder fast jede Gewalt am Kind legitimieren.

Im Bereich meiner Verantwortung kann es also nicht liegen, meiner Tochter gewaltsam die Zähne zu putzen. Worin dann? Ich sehe nunmehr meine Verantwortung darin, Nana zu zeigen, (1) dass wir ihre Grenzen respektieren, (2) ihr weiterhin Zahnhygiene vorzuleben und (3) ihr beizubringen, wie SIE ihre Zähne richtig putzt. Wir erklären es ihr. Lesen nach wie vor Bücher. Ich zeige meinem Kind immer wieder, wie es geht.

Unsere eigentliche Verantwortung liegt darin, Vorbild zu sein. Orientierungspunkt. Beschützer. Und Erklärbär.

Tatsächlich putzt Nana ziemlich gründlich, finde ich. Gründlicher jedenfalls, als ich unter Gewalteinwirkung könnte. Und faktisch länger, als ich lange je überhaupt: Nämlich gar nicht. Oft putzt sie gute zwei Minuten, manchmal länger – Würde ICH es machen, wäre das wohl undenkbar.

Ich weiß, es gibt Faustregeln, wann Kinder Zähne putzen selber gründlich genug sollen könnten. Stimmt sicher auch irgendwie so. Diese Faustregeln bedenken nur keine Zahnputzverweigerer*innen.

Ich bin froh, dass sie alleine putzt – statt eben gar nicht.

Ok. Der Moment, in dem Nana die Gegenwehr aufgegeben und brav den Mund offen gehalten hätte, wäre vielleicht gekommen, aber es wäre derselbe Moment gewesen, in dem ich ihren Willen GEBROCHEN, mein Kind in ihrem Wesen VERBOGEN hätte. Dann hätte sie vielleicht gründlicher geputzte Zähne. Aber zu welchem irrsinnigen Preis?

Nicht für die Zähne.

Schon gar nicht für die Milchzähne.

Eltern müssen am Ende selber abwägen, welches mögliche Risiko ihnen schwerwiegender erscheint: Das der kaputten Zähne oder das der kaputten Seele. Dieses Entweder-Oder klingt radikal, ist es aber auch, wenn ein Kind sich gegens Putzen wehrt.

Ob wir es bereuen werden? Ob ihre Zähne ein Loch krigen? Ob Nana uns irgendwann Vorwürfe machen wird? Vielleicht. DAS Risiko nehme dann eben ICH in Kauf.*

Ich denke, es ist völlig klar, dass diese zwei Positionen (Putzen unter Zwang – Nicht Putzen unter Zwang) sich niemals wirklich einig werden können.

So wirklich WISSEN, was richtig ist, können wir sowieso alle nicht.

Karies: DER Endgegner oder NUR das kleinere Übel?

Karies ist nicht zwangsläufig (nur) abhängig vom Zahnputzverhalten. Vielleicht wird das eine Kind zum Zähneputzen festgehalten, das genetisch gar nie zu Karies geneigt hätte – Vielleicht wird mein Kind, das ich (zu früh) selber putzen lasse, zu Karies neigen. Wir können immer nur das bestmögliche machen aus dem, was wir gegenwärtig sehen und fühlen.

Und gerade fühlt es sich richtig an, Nana selber putzen zu lassen.

gewaltfrei Zähneputzen bei Kleinkindern #entspanntesfamilienleben #familienleben #erziehung #beziehungsstatterziehung #erziehungsfrei #selbstbestimmung

Meine Verantwortung gebe ich an mein Kind durch die Selbstbestimmung nicht ab.

Ich sehe, wie sie putzt. Ich gebe ihr zB ein drittes Mal am Tag die Zahnbürste, wenn die es morgens nur sehr kurz in den Mund geschafft hat. Wir erklären, zeigen und leben ihr vor, und thematisieren das Zahnputzthema immer wieder. Aber viel verbundener und ungezwungener als vorher. Ohne den Druck, ohne ihr jetzt auf diesem Weg die Zähne putzen zu wollen. Ohne Tricks. (Die btw super sind, WENN sie vom Kind angenommen werden. Machts, wenn ihr könnt!)

Apropos Verantwortung: Um Nanas Zahnhygiene zu unterstützen, bekommt sie ergänzend eine Xylit/Kokosöl Paste. Xylit und Kokosöl wirken antibakteriell und antikariogen. Nana mag das. Win – Win. Außerdem haben wir seit kurzem ein Miswak Zahnputzholz hier liegen, auf dem sie manchmal kaut. Auf der FEBuB 2017 hatte ich im November die Möglichkeit mich darüber zu informieren. Vielleicht ein neuer Lösungsweg.

Es ist also definitiv nicht so, dass wir uns keine Gedanken machen. Wir überlegen immer noch ständig, wie wir mit dem Kind Zähne putzen können, sie unterstützen können. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sich auch das Zähneputzen immer wieder verändern wird. Vielleicht kommt der Tag, an dem wir doch DEN Weg finden, ihr die Zähne wieder Nachzuputzen. Ich gebe das nicht auf.

Ich bin nur nicht mehr hart (zu uns). Ich sehe: Was wir tun, ist gut genug.

| Fiona

Edit 2018: Nana lässt sich aktuell die Zähne wieder regelmäßig nachputzen. Ein paar Wochen nach diesem Beitrag stimmte N dem Nachputzen einfach zu. Seitdem putzt sie jeden Morgen und Abend erst selber, dann putzen wir nach. Ich denke, dass wir den Druck absolut rausgenommen haben, war der wichtigste Schritt.

Edit 10/2021: Ja. Wir hatten tatsächlich schon Karies, viel später allerdings, und ich führe es nicht auf das Jahr Verweigerung zurück. Der Karies ist behandelt, der „Schaden“ an den Milchzähnen marginal. N versteht heute, warum Zähneputzen wichtig ist, und wir haben keine Probleme mehr damit. Sie weiß übrigens, dass wir sie haben selbstbestimmen lassen, und findet das richtig so. — Ihre kleine Schwester ist auch kein Zähneputzen Fan. Wir gehen es diesmal von Anfang an deutlich entspannter an, bauen keinen Druck auf, und putzen nach, wie L es zulässt.

17 Gedanken zu „Zähne putzen: Als mein Kind mir die Zahnbürste an den Kopf warf

  • Hallo Fiona,
    ich danke dir dafür, dass du deine Erfahrungen teilst und für deine Tipps. Ich bin zur Zeit recht verzweifelt beim Thema Zähne putzen. Wir begleiten unsere Tochter (16 Monate) auch bindungsorientiert und gute Tipps, wo die Grenzen der Kinder gewahrt werden können, sind leider noch selten! Herzlichen Dank! Wir werden einiges ausprobieren!
    Alles Gute, Katharina

    Antwort
  • Kinder können erst ab dem Schulalter ihr Handgelenk derart kontrolliert bewegen, dass alle Zähne erreicht und auch sauber geputzt werden, auch im Milchgebiss ist Zahnseide in 50 Prozent der Fälle zur Kariesvermeidung nötig. milchzahnkaries führt fast ausnahmslos zur Karies an den bleibenden Zähnen. Ich habe schon viele Patienten auf dem Behandlungsstuhl meiner Praxis gehabt, die geweint haben und enttäuscht darüber waren, dass sich die Eltern nicht besser für ihre ZahnGesundheit gesorgt haben. Dr. S. Böhm

    Antwort
    • Hallo Herr Dr. S. Böhm. Das weiß ich wohl. Erwähne ich auch, dass selber putzen nicht befriedigend ist, aber immer noch besser als nichts – und natürlich sämtliche Möglichkeiten und Ideen ausgeschöpft werden sollten. Vielleicht funktioniert singen etc ja bei einem anderen Kind. Dann ist das noch viel besser! Wir kamen nach viel Mühe zu dem Schluss kamen, dass es begleitetes selber putzen lassen erstmal unser Weg sein würde. Inzwischen ist Zähneputzen und Nachputzen (!) längst keine Schwierigkeit mehr. Für uns jedenfalls ist der Weg so am Ende der beste gewesen. Natürlich muss diese Verantwortung mit allen Folgen jede Familie für sich tragen. Eine Gesundheitsberatung biete ich nicht, lediglich Impulse in Bindungssdingen. Beste Grüße.

  • Hmmm verstehe deine Ansicht total hatte ich bei meinem ersten Kind Fakt war das er dann mit 4 Jahren Karies hatte die unter Narkose behandelt werden musste und auch heute noch Probleme mit den 2. hat obwohl er mittlerweile extrem gut putzt mit Zahnseide dazu. Und ja er hat uns Vorwürfe gemacht wie wir ihn entscheiden lassen konnten…… bei unserem 2. putzen wir mit viel zureden und ja meist Fliesen Tränen und dann steht der große dabei und sagt aber Elyas es ist besser für dich die Zähne zu putzen. Manche Dinge ganz ehrlich können wir nicht die Kinder entscheiden lassen weil sie einfach nicht abschätzen können was für Auswirkungen es hat

    Antwort
    • Das Risiko ist natürlich da. Das kann ich nicht bestreiten. Inzwischen ist das Zähneputzen kein großes Problem mehr. Damals hätte zureden einfach nicht gereicht, wir haben ja alles durch probiert und die Entscheidung fiel nicht leicht. Ich bereue sie nicht. Alles liebe xX Fiona

  • Au, das ist aber eine sehr bewegende Geschichte. Mein Kollege war mit seinem Kind neulich erst bei Kinderzahnarzt. Die Kleine hatte sich die Zähne beim Spielen gebrochen.

    Antwort
    • Danke. Hoffentlich geht es dem Kind soweit gut. Viele Grüße, Fiona Xx

  • Daniela Steinhoff

    Hi!
    Ich finde deinen Ansatz super!
    Ich habe Fragen zu dem Gemisch aus Xylit und Kokosöl und zu dem Zahnputzholz.
    Wie genau ist dein Rezept für die DIY Zahnpasta? Machst du davon dann auch eine erbsengroße Menge auf die Zahnbürste? Wie lange hält sie sich und wie lagert man sie am besten?
    Wo kaufst/bestellst du das Holz? Gibst du es deiner Tochter einfach so zum drauf kauen oder ziehst du erst etwas von der Rinde ab?
    Vielen Dank schonmal für deine Antwort!

    LG,
    Danny

    Antwort
    • Hallo Danny. Ich habe die Xylit/Kokosöl Pasta immer in einer kleinen Dose für ca. zwei bis drei Tage vorbereitet. Die Dose habe ich im Badezimmerschrank verwahrt. Nur im Hochsommer könnte das Kokosöl zu flüssig werden, dann besser in den Kühlschrank. Ich glaube, die Pasta hält sich theoretisch auch länger, aber ich habe selber immer nur kleine Mengen vorbereitet. Dafür habe ich je einen gestrichenen Esslöffel Kokosöl mit ca einem Teelöffel Xylit vermischt. Anfangs habe ich meine Tochter die Pasta in kleinen Mengen von einem Teelöffel lutschen lassen, da sie Zahnbürsten teilweise gar nicht in die Hand nahm. Auf die Zahnbürste habe ich später dann etwa dieselbe Menge wie bei handelsüblicher Zahnpasta verwendet. Die Zahnputzhölzer haben wir über Amazon bezogen. Ich habe das Holz für meine Tochter quasi vorbereitet, die Rinde oben ca 1-2cm entfernt und das darunterliegende Holz selber einmal etwas weichgekaut, damit Borsten entstehen. Bei einem etwas älteren Kind ist das Weichkauen vielleicht nicht nötig, weil es das selbst schafft. Viele Grüße, Fiona Xx

    • Daniela Steinhoff

      Vielen Danke für die Antwort! Ich bin gespannt wie die Tipps von meiner Maus angenommen werden.

  • Hallo liebe Fiona, ich habe nach diesem Thema gegooglet und bin auf diesen Artikel gestoßen und das Thema macht meine beste Freundin P. (mit der ich zusammen wohne, als WG – daher mich auch) wirklich fertig und ich hoffe auf einen guten Rat, deinerseits.

    Ihr Zwergenkind ist ähnlich wie eure Nana auch erziehungsarm “erzogen”. Das Thema Zähne putzen ist bei ihr sehr ähnlich verlaufen wie bei euch; irgendwann kam der Punkt an dem sich der Zwerg sich die Zähne nicht mehr putzen wollte, gar nicht. Eine Weile ging es dann mit Spielen und Co aber jetzt seit 7 Monaten “putzt” die Kleine ihre Zähne selber.

    Das hat bei uns allen für Große Erleichterung gesorgt und ging bestimmt ein halbes Jahr ganz gut. Beim Zahnarzt waren wir damals auch (ich hatte sowieso einen Termin und meine Freundin und ihre Tochter kamen mit und der Zahnarzt schaute rein und es sollte vermittelt werden, dass es ja gar nicht schlimm ist – was auch gut funktionierte) und zunächst schien alles wirklich gut. Wir dachten auch, dass nach so vielen Monaten des erfolgreichen Selbstputzens wohl alles gut und sicher ist.

    Nun kam der Schock, das Kind hat mehrere Löcher (es ließ sich ja auch nicht selbstputzen), die sich uns erst zeigten, als es schon schlimme Schmerzen hatte und den ganzen Tag immer wieder anfing zu weinen. Sehr erschreckend.

    Also mussten sie und ihr Kind dann zum Zahnarzt und diesmal mit einem wirklich unangenehmen Anliegen. Ich war bei dem Besuch nicht dabei, aber laut meiner Freundin war es der absolute Horror. Das Kind hat trotz Betäubung gezappelt, sodass es dann tatsächlich festgehalten werden musste (ja musste, weil die Gefahr mit dem Bohrer etwas anderes zu verletzen sehr groß gewesen wäre bzw. an einer Stelle das Zahnfleisch sowieso schon verletzt wurde) und es endete in viel Geschrei und Tränen.

    Das Problem nun: seit dem Zahnarztbesuch wollte sie uns nicht mal mehr schauen lassen, ob der Zahn denn ordentlich repariert wurde. Auch scheint ihr die Kausalität von nachlässig putzen und Löchern in den Zähnen gar nicht klar zu sein (ich denken verständlich – die Schmerzen traten ja irgendwann plötzlich auf und sind in keinster Weise mit dem Nicht-ordentlich-Putzen verknüpft).

    Wir sind jetzt alle in einem Dilemma, anfangs durfte ich als “Tante Clara” noch putzen und nur Mama und Papa durften nicht, jetzt aber darf es niemand mehr. Wir wissen nun aber auch, dass die Kleine anscheinend zu Karies neigt und an vielen anderen Zähnen auch die Gefahr besteht, dass sich Karies entwickeln könnte und so einen Horror-Besuch beim Zahnarzt möchte keiner.

    Tut mir leid, ich hoffe diese Wortflut erschlägt dich nicht. Wir sind nur alle ein bisschen verzweifelt. Der Zahnarztbesuch war diesen Montag und seitdem wird Zähneputzen nicht nur abgelehnt, sondern endet in einem Angst- und Wutanfall (absolut verständlich natürlich) aber wir können auch nicht warten, bis alle Zähne Karies haben oder bis sie es irgendwann “rational versteht” warum es sein muss….

    Ich bitte um deinen Rat, mein Freundin ist fast alleinerziehend und (daher wohnen wir auch zusammen) so überfordert, dass ich ihr so gerne helfen will.

    Liebe Grüße,
    Clara

    Antwort
    • Hallo Clara. Erstmal viel Dank für dein bzw. euer Vertrauen. Das klingt wirklich nach einer schwierigen Situation. Beide Seiten sind absolut verständlich. Die Angst des Kindes und natürlich euer Wunsch vor weiterem Karies zu schützen. Zunächst würde ich dieses ja noch sehr frische Ereignis mit dem Kind verarbeiten. Darüber sprechen. Etwas Ruhe einkehren lassen, denn die Situation scheint mir für alle belastend. Zudem würde ich in so einem konkreten Fall, in dem die Kariesneigung klar ist, aber durchaus auch verstärkt an der Sache dran bleiben. Viel erklären, einen Weg finden. Wie alt ist das Kind? Ist es möglich zusammen einen Weg auszuarbeiten, also zB darüber zu reden, wo und unter welchen Bedingungen das Putzen fürs Kind okay ist? Ich würde weiterhin keine Gewalt, wie Festhalten oä anwenden, aber klar die Notwendigkeit kommunizieren. Möglichkeiten ausprobieren. Ich würde auch sagen „ich weiß, das ist blöd für dich. Ist es für mich auch. Aber ich weiß nicht, was wir sonst tun können.“ Ehrlichkeit. Verweigerung würde ich mit Xylit ausgleichen oder Zahnputzhölzer versuchen. Spontan kommt mir noch Playbrush [unbez. Werbung] in den Sinn, ich habe aber bisher selber keine Erfahrungen damit. Wichtig scheint mir erstmal aus dem Druck, der nun entstanden ist, wieder herauszukommen. Ihr alle. Kinder brauchen einen klaren Halt. Überforderung löst auch in Kindern viel aus. Deine Freundin sollte sich auf das besinnen, was sie nun tun möchte, um klar dahinter stehen zu können. Dann kann sie die Führung auf Augenhöhe übernehmen. Alles Gute, Fiona Xx

  • Guten Tag, Zähneputzen ist wichtig und das seinem kleinen Racker zu vermitteln ist sicher nicht die einfachste Aufgabe. Und ungewollt etwas die Zahnbürste in den Mund stecken ist nicht toll, deswegen versuche ich immer einen anderen Weg.

    Antwort
  • Das hört sich fies an. Bei unserem Großen ging es eigentlich recht gut. Nur die kleine Mistmatz war mit dem Grenzen austesten schon immer etwas heftiger. Ich habe sie tatsächlich irgendwann mal festgehalten und ihr die Zöhne geputzt, während sie geweint hat. Allerdings weiß ich, dass sie deswegen geweint hatte, dass es nicht nach ihrem Willen ging. Es war purer Trotz. Und da reicht es irgendwann. Das habe ich zweimal gemacht und dann hat sie gewusst, dass die Mama nicht nachgibt. Und gut war’s. Dann hat sie sich die Zähne auch putzen lassen. Zwar nicht gerne, aber es gab keinen Aufstand mehr. Es gibt Sachen, da kann ich einfach nicht nachgeben. Wenn sie im Winter ohne Jacke raus will zum Beispiel. Das geht einfach nicht. Und da bringt bei ihr dann leider auch kein Zureden etwas. Hier geht es um’s Kindeswohl. Da muss sie dann durch. Ich mache das nicht gerne. Aber grundsätzlich finde ich Grenzen für Kinder nicht schlecht, denn auch als Erwachsener muss ich Grenzen einhalten. Und sie würde es dann immer wieder versuchen. Aber das hast du wahrscheinlich schon oft genug gehört.
    Die Playbrush haben wir übrigens. Sie war auch eine zeitlang in Gebrauch. Vor 3 Jahren macht das aber meiner Meinung nach keinen Sinn.
    LG, Tina

    Antwort
    • Hallo Tina.
      Danke für deinen Kommentar. Ich kann deine Sichtweise nachvollziehen, aber für mich geht es beim Kindswohl auch um die Kinderpsyche und kindliche Integrität, die ICH beim Festhalten und Zwingen gefährdet sehe. Dass unsere Eistellungen da unterschiedlich ist, muss ich nicht ausführen. Jeder von geht seinen Weg.
      Vielen Dank für den Altershinweis für die Zahputzapp, So etwas auf das Alter hatte ich die Anwendung auch eingeschätzt.
      Lieben Gruß, Fiona

  • Mit meiner großen Tochter hatte ich diese Problematik nie, sie hat sich eigentlich immer die Zähne ohne Stress putzen lassen. Meine kleine Tochter dagegen… da läuft es genau so wie bei Dir beschrieben. Ab und zu darf ich ihr die Zähne putzen während sie meine putzt, aber meistens verweigert sie ihre Kooperation sobald ich nach ihrer Zahnbürste frage (sie „putzt“ selber während ich bei ihrer großen Schwester nachputze). Sie beobachtet jeden Tag, dass ich ihrer großen Schwester die Zähne putze, aber das beeindruckt sie kein Stück. Eine Geduldsprobe für uns beide.
    Meine Maus ist erst knapp 18 Monate alt, weshalb ich denke, dass das noch nicht das richtige für sie ist, aber Nana ist ja schon ein bisschen älter und vielleicht könnte die PlayBrush Euch dabei unterstützen, dass sie ihre Zähne gründlicher putzt? Habe das wie gesagt selber noch nicht getestet, aber an einigen Stellen positive Berichte gelesen. Das System zielt darauf ab, die Kinder dabei zu unterstützen, selber alle Zähne gründlich zu putzen. Es kommt natürlich auch immer der Hinweis, dass trotzdem nachgeputzt werden muss, aber wenn das außer Frage steht, wäre das nächstbeste ja, dass das Kind selber so gründlich wie möglich putzt.

    Antwort
    • Hallo Annie.
      Das sehe ich wie du. Von dieser App habe ich auch schon öfter gehört, und wir wollen es in Zukunft auch ausprobieren, wenn sich an der Situation nicht mehr ändert.
      Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob Nana diese Übertragungsleistung „auf dem Display passiert etwas im Spiel, wenn ich mit der Zahnbürste putze“ hinbekommt.
      Das führt aktuell denke ich eher noch zu Frust, deswegen warten wir noch. Wenn wir es ausprobieren, werde ich bestimmt davon berichten 🙂
      lg, Fiona

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