(Rezension) Hochsensibilität verstehen: Kathrin Borghoffs „Hochsensibel Mama Sein“
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Es ist kein Buch zum eben schnell Durchlesen. Es ist ein Buch, das man alle paar Absätze lang zur Seite legt, seine Gedanken sammelt und das Gelesene reflektiert. So ging es jedenfalls mir. Obwohl ich normalerweise zügig lese, brauchte ich glatt mehrere Wochen für die rund 300 Seiten des Ressourcenbuchs. Jede neue Information ging tief und brauchte Zeit. Ich könnte mir vorstellen, dass es von Kathrin Borghoff auch gar nicht anders gedacht war. Richtet ihr Buch sich doch an Menschen, die eher einmal mehr, als weniger nachgrübeln, und intensiv fühlen, was sie da lesen. — Hochsensible Menschen. Ich durfte Kathrin Borghoffs Hochsensibel Mama sein: Das Ressourcen-Buch lesen.
Kathrin Borghoff: Hochsensibel Mama sein – Das Ressourcen-Buch
TITEL: Hochsensibel Mama sein: Das Ressourcen-Buch
AUTORIN: Kathrin Borghoff
VERLAG: Beltz
UMFANG: 290 Seiten – ERSCHIENEN AM 12.02.2020
Hochsensibel Mama sein: Wenn die Gefühle MEHR Sind
Hochsensible Menschen haben eine besonders ausgeprägte Sinneswahrnehmung. Das macht sie besonders feinfühlig, aber nicht selten zugleich auch schneller überlastet, überreizt und gestresst.
Als ich von Kathrins Buch erfuhr, wollte ich es unbedingt lesen.
Gar nicht so sehr für mich persönlich – denn ich ging bisher fest davon aus, selbst auf keinen Fall hochsensibel zu sein – sondern in erster Linie für meine Tochter. Sie nämlich ist definitiv hochsensibel, besonders ihr auditiver Sinn ist stark ausgeprägt und sie überreizt schnell, manchmal für mich fast willkürlich. Nicht selten fällt es mir schwer, ihre Reaktionen nachzuempfinden. — Auch wenn das Buch nicht explizit die Kinderperspektive erfasst, sondern den (werdender) Eltern, erhoffte ich mir, Hochsensibilität besser zu begreifen. Ich wusste, wenn jemand das Thema verständlich machen konnte, dann Kathrin Borghoff.
Enttäuscht wurde ich nicht. Im Gegenteil.
Beim Lesen stellte ich fest: Ich bin vielleicht doch hochsensibel
Kathrin Borghoffs Hochsensibel Mama sein entführte mich nicht nur in die Perspektive hochsensibler Menschen, sondern nahm mich auf eine ganz besondere Reise mit! Das Buch überraschte mich mit einer Erkenntnis: Ich habe selber (mindestens) hochsensible Züge. Bin meiner Tochter ähnlicher als gedacht.
Ich entdeckte mich wieder. Schon auf den ersten 30 Seiten. Verkorkste Eigenschaften von mir, die ich meistens lieber ignorierte. Oder es zumindest versuchte. Ich las in zehn Kapiteln über Hochsensibilität und Stress, über ungefilterte Sinneseindrücke, Übererregbarkeit, Ängste und das unleidliche Gefühl, irgendwie anders zu sein, als andere. Ich entdeckte mich wieder, und es erschreckte manchmal fast, wenn ich das Buch ein paar Tage lang nicht angerührt hatte, weil etwas in mir das verhindert hatte, und ich im nächsten Moment genau über solche Stressreaktionen darin las. — Und nun auch begriff, woher mein Stress kam.
„Die Neigung zur Übererregbarkeit ist allgegenwärtig; in jeder Minute deines Tages spielt sie eine Rolle.“
– Kathrin Borghoff: Hochsensibel Mama sein: Das Ressourcen Buch. Seite 165.
Kathrin Borghoffs „Hochsensibel Mama sein“: Ein Buch, das Herz, Erfahrungen und Theorie in sich vereint
Kathrin Borghoff schreibt ihr Buch über Hochsensibilität sehr persönlich. Sie ist selber hochsensibel und arbeitet mit hochsensiblen Menschen. Ihre Worte sind persönlich an den Leser gerichtet, mit Herz und Gefühl, nicht als nüchterne Abhandlung niedergeschrieben. Das merke ich beim Lesen auf jeder Seite. Das hier ist nicht bloß irgendein gut recherchierter Ratgeber, es ist das verschriftlichte Ergebnis eines ganz persönlichen Prozesses. Und dennoch verwässert es nicht in Gefühlsduselei. Kathrin Borghoff bleibt gradlinig, fundiert und verständlich. – Mit diesem gewissen etwas an Herz, dass man sie umarmen will.
Das Buch steckt voller (eigener und anderer) Erfahrungsberichte und detaillierter Analysen dieser. Beim Lesen bekomme ich mehr und mehr das Gefühl, mit meinen vermurksten Eigenheiten, den unbestimmten Ängsten und dem dauernden Stressgefühl nicht alleine zu sein. Ihre wohl wichtigste Aussage Du bist nicht alleine; Du bist gut, wie du bist transportiert sie auf diese Weise in ihrem Buch ganz selbstverständlich.
„Welches wunderbare Gefühl ist es doch, zu wissen, dass man nicht alleine ist!“
Kathrin Borghoff: Hochsensibel Mama sein: Das Ressourcen Buch. Seite 215.
Neben den zahlreichen Erfahrungsberichten, die helfen Hochsensibilität zu begreifen und anzunehmen, spart Kathrin Borghoff auch nicht an wissenschaftlichen Belegen und Herleitungen. Alles in einer verständlichen Sprache, die die psychologischen und neurologischen Hintergründe nachvollziehbar erklärt.
Was mir besonders gut gefallen hat, sind die vielen Abschnitte, die dem Buch eine übersichtliche Gliederung geben. Zum einen hilft das, das Buch, wenn nötig, in kleinen Happen zu lesen und die Informationen so besser verarbeiten zu können, zum anderen lassen sich so hinterher einzelne Aspekte und Berichte einfacher wiederfinden.
Kathrin Borghoff geht es in ihrem Ressourcenbuch nicht nur darum, über Hochsensibilität aufzuklären, sondern vor allem liegt es ihr am Herzen, hochsensiblen Menschen etwas an die Hand zu geben, um mit diesem Charakterzug im Alltag achtsam und friedvoll umzugehen, statt daran zu verzweifeln. Zu diesem Zweck wendet sie sich an ihre Leser immer wieder mit konkreten (meditativen) Tipps, sich der eigenen Gefühlswelt bewusst zu werden und Herausforderungen zu meistern. Dabei geht es um Anregungen, die zu individuellen Lösungen führen. — Ich muss zugeben, selber ausprobiert habe ich davon noch keinen; zumindest nicht mit Zettel und Stift in der Hand. Aber vielleicht hole ich das nach.
Ein MUSS für hochsensible Mütter und Menschen – und jeden, der sich mit Hochsensibilität beschäftigt
Ob es sich lohnt Kathrin Borghoffs Hochsensibel Mama sein: Das Ressourcen-Buch zu lesen? Definitiv, wenn du selber hochsensibel bist (egal, ob Mutter oder Vater), oder vermutest es zu sein. Kinder brauchst du auch keine haben, damit dieses Buch dir nützt. Ganz sicher wirst du auch mehr als einmal in diesem Buch blättern, vielleicht immer dann, wenn deine Hochsensibilität an dir nagt und du Zuspruch suchst.
Aber auch, wenn du nicht betroffen bist, kann das Buch eine Hilfe sein, um hochsensible Menschen zu verstehen. — Nicht auszuschließen, dass es dich überrascht. So, wie es mich beim Lesen überrascht hat.
Falls du jedoch einen Weg suchst, deine Hochsensibilität loszuwerden, wird dieses Buch dich enttäuschen. Kathrin Borghoff macht gleich zu Anfang klar, das ist weder ihr erklärtes Ziel, noch überhaupt möglich. — Sie zeigt aber auch, dass es gar nicht nötig ist! Und ermutigt, die eigene Hochsensibilität schätzen zu lernen.
Ich jedenfalls habe viel über mich gelernt. Und letztlich auch über mein Kind und unsere besondere Beziehung zueinander. Das Buch kann ich euch uneingeschränkt empfehlen. Danke Kathrin für deine wunderbare Arbeit!
|Fiona
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