Leben mit Kind(ern)

(Bericht) Mein Besuch auf der FEBuB 2019

Am Wochenende 16-17 November 2019, fand die FEBuB Familienkonferenz für Elternschaft, Bindung und Beziehung statt. Nachdem ich schon von der FEBuB 2017 begeistert war, freute ich mich besonders auf die zweite Konferenz in diesem Jahr.

Und wenn ich überlege, wie aufgeregt ich vor dem ersten Mal war, diesmal kam es mir wie ein Treffen mit Freunden vor.

FEBuB Einlass
FEBuB Programm

Am Samstag traf ich bereits vor dem ersten Vortrag einige bekannte Gesichter wieder und bekam das familiäre Gefühl inmitten von Menschen zu sein, die gleichdenken. Gleichdenken über Kinder, über Familie und Elternschaft. Ja, ein ganzes Wochenende lang hörte ich niemanden mit Kindern schimpfen!

Was die FEBuB vielleicht von anderen Konferenzen unterscheidet: Die Kinder, die dazu gehörten; die, wie schon vor zwei Jahren, zwischen den Stuhlreihen herliefen, in den Spielbereichen im Saal oder im Foyer oder der Kinderbetreuung spielten, die nicht ermahnt wurden leise zu sein. Kinder, die nicht störten.

Nach der Begrüßung startete der Samstag mit einer Keynote von Nina Angenendt.

Kommt mit auf eine Reise, lud sie die Teilnehmer ein, und verglich den mutigen, anstrengenden Weg bindungsorientierter Elternschaft mit der Metamorphose eines Schmetterlings. Ich stehe hier, wie die Schmetterlingspuppe, sagte Nina Angenendt, ich bin auf dem Weg, aber noch lange kein Schmetterling.

„Sei nachsichtig mit dir!“ ~ Nina Angenendt

Nicola Schmidts Vortrag zum und über ihr Buch Geschwister als Team, interessierte mich besonders, weil unsere Clankinder sich gerade ganz neu einspielen müssen. Vor wenigen Tagen nämlich bekamen unsere Freunde ihr drittes Kind. Und der Clannachwuchs wirbelt gerade die Großen mächtig durcheinander – meine Tochter nicht ausgeschlossen. Ich bin also mit etwas ganz neuem konfrontiert: Einer Teilentthronung.

„Sagt euren großen Kindern, dass sie wichtig sind!“ ~ Nicola Schmidt

FEBuB Nicola Schmidt

Nicola Schmidt ging besonders auf das notwendige Verständnis für die großen Geschwisterkinder und die neue Familiensituation ein, in der es für die Geschwister, je geringer ihr Abstand zueinander, letztlich ums blanke konkurrieren um Ressourcen geht, und gab außerdem Tipps im Umgang mit Zankereien und Streitereien zwischen den Kindern. Begegnet eurem Kind mit einem emotionalen Ja, riet sie den Zuhörern.

Julia Dibbern ging im Anschluss in ihrem Vortrag zu ihrem Buch Wild World – Wie Kinder an der Welt wachsen und Eltern entspannt bleiben, auf die Frage ein, wie wir unsere Kinder und uns für das Bestehen in der Welt stärken können, und benannte dabei wichtige Werte und Fähigkeiten, wie Vertrauen, Familienresilienz, Zuverlässigkeit, Wertschätzung, klare Kommunikation und nicht zuletzt eine Problemlösungsorientierung

In der Mittagspause ging es neben der Stärkung vor allem um den Besuch der Messe, die dieses Jahr nicht wieder in einem extra Raum, sondern direkt im Durchgangsfoyer zwischen den Hörsälen zu finden war. Optimal! Von Tragen, über Babyschalen bis hin zu Büchern fanden sich informative Stände. Ich besuchte die Bindungs(t)Räumer, und freute mich außerdem über den Stand der Gründungsinitiative der freien demokratischen Schule Velbert, die wir auch als eine mögliche Schule für N auf dem Radar haben.

FEBuB am Bindungsträumer Stand
FEBuB FASV

Nach der Mittagspause setzte ich mich in den Vortrag von Katja Seide über Bindungs- und Bedürfnisorientierte Kinder in der Schule und ließ mich von ihr in die Perspektive der Lehrer versetzen. Katja Seide verdeutlichte die Krise zwischen Eltern – Lehrern – und Schülern, die von Verunsicherung, Angst (vor Kontrollverlust) und Druck geprägt ist. Sie betonte, Eltern und Lehrer müssen Hand in Hand arbeiten; aber auch, dass vor allem das Schulsystem sich an die neue Generation Eltern und Kinder anpassen muss.

FEBuB Katja Seide

Die Parallelvorträge von Britta Hahn Mut in Gelassenheit verwandeln; und Nina Jaros/ Ravna Marin Siever über Geschlecht und Sexualität, hätte ich ja auch gerne gehört. Wer die Wahl hat, hat die Qual.

„Wir müssen Schule als Institution ändern!“ ~ Katja Seide

Der letzte Vortrag am Samstag war mein persönliches Highlight. André Stern referierte übers Lernen. Als Freilerner machte er deutlich, dass Lernen nichts ist, das wir erzwungen TUN können, sondern etwas, was uns passiert. Dass wir auswendig Gelerntes vergessen, und nur behalten, wofür wir uns begeistern. Dass nichts so wichtig ist, wie freies Spielen. Dass wir ins Lernen und Werden unserer Kinder Vertrauen, und sie nicht zuletzt wissen lassen sollen, dass wir sie bedingungslos lieben, weil sie sind, wie sie sind.

FEBuB Andre Stern

Dieser Mann ist unheimlich inspirierend!

„Kinder kommen auf die Welt als Potenzialbomben. Sie können alles lernen, alles werden.“ ~ André Stern

Nach dem letzten Vortrag am Samstag lud die FEBuB am Veranstaltungsort zum Netzwerkabend inklusive einer Tombola ein. Dort konnten die Teilnehmer Gesprächsrunden zu verschiedenen Themen beiwohnen. Ich versackte am Tisch rund um Geschwisterthemen, und brachte meine Fragen und meine Erfahrungen mit den Clan“Geschwistern“ ein. Auch über Schulwahl und Freilernen konnte ich mich Austauschen.

FEBuB Netzwerkabend
Kontakte knüpfen am Netzwerkabend: Jufie von Familiengarten.org
FEBuB Kontakte Knüpfen

Obwohl ich noch zurück nach Bochum pendeln musste, blieb ich länger, als ich es geplant hatte. Der interessanten Gespräche und lieben Menschen wegen. Eben gefühlt ganz familiär. Ein großartiger Abend.

Am Sonntag begann der zweite Konferenztag mit einem Vortrag von Miriam Mohnberg über Entscheidungen, Gefühle und Intuition. Miriam Mohnberg brachte die fünf wichtigsten Gefühle in Zusammenhang mit den dahinter stehenden Bedürfnissen, und ermutigte die Teilnehmer ihren Gefühlen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und mehr intuitive Entscheidungen zu treffen. Zu diesem Zweck stellte sie diverse meditative Übungen vor.

FEBuB Miriam Mohnberg

„Gefühle brauchen Aufmerksamkeit und Liebe!“ ~ Miriam Mohnberg

Zwar bin ich auch nach dem Vortrag persönlich der Meinung, dass (anerzogene!) Intuition gerade in Erziehungsfragen ein schwieriges Ratgeber sein kann, finde die Ansätze aber interessant für andere schwierige Entscheidungen, und habe in den Tagen seit der FEBuB mehr auf meine Gefühle geschaut.

Im Anschluss referierte Lienhard Valentin über das weite Themenfeld Freiheit und Grenzen und verdeutlichte die Balance zwischen dem kindlichen Bedürfnis nach Verbundenheit und Selbstbestimmung. Er zeigte, dass Kinder authentische Eltern brauchen, die nichts ins automatische Nein sagen verfallen, sondern mit den Augen der Kinder sehen. Statt einem Nein hilft es Eltern und Kindern, Konflikte lösungsorientiert anzugehen, und Kinder in ihrer Entwicklung nicht durch (unnötige) künstliche Grenzen einzuschränken.

„Kleine Kinder lernen durch ein Nein, nur ein Nein zu sich selbst.“ ~ Lienhard Valentin

FEBuB Lienhard Valentin

Vor der Mittagspause folgte als nächster Brocken der Vortrag über Resilienz von Leandra Vogt. Resilienz ist die Fähigkeit schwierige Situationen zu überstehen, ohne anhaltende psychische Folgen davonzutragen.

Die Frage, wie wir die Resilienz unserer Kindern stärken und ihnen so ein starkes psychisches Immunsystem mitgeben können, beantwortet sich mit der Kenntnis der sieben Säulen, die eine gute Resilienz ausmachen: Neben der Erlaubnis zu Optimismus, der Erfahrung von Selbstwirksamkeit, und (vor)gelebter Lösungsorientierung, gehört dazu insbesondere auch eine positive Beziehungsgestaltung. Jedes Kind braucht jemanden, der uneingeschränkt für es da ist, betonte Leandra Vogt.

FEBuB Leandra Vogt

Auf den letzten Vortrag am Sonntag freute ich mich noch einmal ganz besonders, und musste mich schweren Herzens gegen den Vortrag von Kathrin Borghoff über hochsensible Mütter entscheiden: Nora Imlau gab einen Einblick in ihre Bücher über Gefühlsstarke Kinder. Was ihr dabei am Herzen lag, deutlich zu machen, dass gefühlsstarke Kinder völlig normale Kinder sind, die lediglich intensiver erleben, und für die es keinen Grund gibt, sich zu schämen, wenn sie von ihren Gefühlen mitgerissen werden.

Besonders auf die Begleitung von gefühlsstarken Kindern (oder jedem Kind während eines emotionalen Ausbruchs) ging Nora Imlau ein und erklärte, welche Rollen Authentizität und Augenhöhe spielen.

FEBuB Nora Imlau

„Gefühlsstarke Kinder sind eine Variante von Normal!“ ~ Nora Imlau

Nach den Vorträgen fuhr ich nach Hause. Mit einem aufgefüllten Tank, Wohlwollen und grüner Liebe im Herzen.

FEBuB
So schön war es. Ein Wochenende grüne Liebe für Kinder und Eltern und Alle!

Das grüne Einlassbändchen trage ich heute noch. Mein Blick schweift auf das geschwungene Herzlogo, während ich meinen Bericht tippe. Es soll noch etwas bleiben. Als Reminder an Selbstfürsorge, Verbindung und Vertrauen in mein Kind. Als Reminder daran, warum ich den erziehungsfreien Weg gehe, auch dann wenn mein Kind die Knöpfe in mir drückt, die meine Nerven blank liegen lassen.

Ich weiß, es wird sie wieder geben, diese Tage, an denen es nicht rund läuft.

Gerade jetzt fühle ich mich geerdet, irgendwie ausbalancierte und gestärkt vom Wochenende auf der FEBuB Familienkonferenz. Was ich mir mitnehme? Die Gewissheit diesen Weg niemals aufzugeben. Die Sicherheit, dass dieser Weg richtig ist. Dass es sich lohnt. Und noch mehr Wissen, dass mir helfen wird, meine Tochter (und ihre Freunde) zu verstehen, wenn wir wieder vor scheinbar unlösbaren Konflikten stehen. Dass Eichhörnchen zu sein, statt der erziehende Säbelzahntiger. Mit einem emotionalen Ja in Konflikte zu gehen, statt den Nein Automaten abzuspulen. Mein Kind zu lieben, wie es ist, weil es ist, wie es ist. Nicht zu fragen, „Wer war das?“, sondern, „Was können wir tun?“. Und so vieles mehr.

Ich bin wieder fokussiert. Auf Kurs.

Wenn es Momente in der letzten Zeit gab, in denen ich gezweifelt habe, sie sind verpufft. Zumindest jetzt.

Tatsächlich habe ich seit der FEBuB noch nicht einmal mit meinem Kind gemeckert (Ja, das passiert durchaus!), und einige clangeschwisterliche Streitereien begleitet, die mich letzte Woche noch hilflos gemacht haben. Es fühlt sich richtig an, und ich hoffe, dass der Zauber der FEBuB noch eine ganze Weile bleibt.

DANKE Kathrin und Thomas und dem ganzen FEBuB Team für das gelungene Wochenende. Ihr -und natürlich die Referenten!- macht etwas Großartiges. Hört bitte nie auf damit! | Fiona

FEBuB 2019 Familienkonferenz Bericht

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