(Rezension) Nora Imlau „Mein Familienkompass: Was brauch‘ ich und was brauchst du?“
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Ich möchte euch heute ein Buch vorstellen, von dem ihr ganz sicher schon ganz viel Gutes gehört habt: Nora Imlau „Mein Familienkompass: Was brauch’ ich und was brauchst du?“, welches im Spätsommer vergangenen Jahres erschien. Als ich es in den Händen hielt, war meine kleine Tochter gerade geboren und wir steckten mitten im Umzug. Seitdem sind einige Monate vergangen, wir haben uns in der neuen Wohnung und ins Familienleben zu viert eingelebt. Und ich habe zugegeben langsam, aber stetig und mit wachsender Begeisterung auf jeder Seite Imlaus Familienkompass gelesen.
An Nora Imlau, Bestsellerautorin und Familienexpertin kommt niemand mehr vorbei, der sich mit bindungsorientierter Elternschaft auseinandersetzt. Ihr Buch ist ein starker Leitfaden für Eltern, die den Schritt in ein gleichwürdiges Familienleben wagen.
„Je mehr positive, liebevolle, authentisch wertschätzende Beziehungsmomente wir also miteinander haben, desto besser sind wir dafür gerüstet, auch mal einen schlimmen Streit zu überstehen.“
Imlau, Nora: Mein Familienkompass:Was brauch’ich und was brauchst du? S.206
Nora Imlau: Mein Familienkompass – Was brauch ich und was brauchst du?
TITEL: Mein Familienkompass: Was brauch‘ ich und was brauchst du?
AUTORIN: Nora Imlau
VERLAG: Ullstein Buchverlag
UMFANG: 395 Seiten — ERSCHIENEN 2020
Das Familienleben wie einen Kompass ausrichten. Der Nordstern? Die eigenen Werte.
Als ich das Buch aufschlug, war mein Baby grad ein paar Wochen alt und wir im Umzugsstress. Mit knapp 400Seiten und jeder Menge wertvollem Input ist Imlaus Familienkompass zugegeben ein ganz schöner Lesebrocken; gerade, wenn wir als Eltern nicht viel Zeit zum ruhigen Lesen finden. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, immer wieder Häppchen gelesen, und hätte dabei am liebsten mindestens einen Satz pro Seite als Zitat abgeschrieben, laminiert und als „Friendly Reminder“ an gestresste Eltern verteilt.
Es lohnt sich. Wenn euch die Buchdicke abschreckt, tut es euch als Hörbuch an.
Imlau hat mit ihrem Familienkompass nicht irgendeinen von vielen Ratgeber geschrieben, der Eltern ein weiteres Ideal anpreisen will. Ich empfinde ihr Buch als einen Leitfaden, einen grundlegenden Orientierungsgeber, nicht bloß für ein bindungsorientiert ausgerichtetes Familienleben, sondern dafür, einen eigenen, wertschätzenden Weg als Familie zu finden. Woran sich dieser Weg orientiert, wonach sich also der eigene Kompass ausrichtet, das hängt von den eigenen gelebten Werten ab, und davon, wie reflektiert wir am Ende auch mit UNS SELBST umgehen.
Ich habe bisher kaum ein so heilsames Buch gelesen.
Eines das ganz ehrlich sagt: Wir alle verlieren manchmal die Nerven, machen Fehler, keine*r von uns macht seine*ihre Sache perfekt. Eltern sein, das ist etwas, in das wir hineinwachsen, nichts was wir beherrschen.
Imlau befreit Eltern von der Schuld unperfekt zu sein, und macht ihnen gleichzeitig Mut, wertschätzende Wege in der Erziehung einzuschlagen, anerzogene Muster zu hinterfragen und Adultismus im Umgang mit Kindern endlich zu überwinden.
Imlau baut ihre Argumentation für ein zugewandtes und gleichwürdiges Familienleben auf dem Rückblick auf die Erziehungsgeschichte auf. Sie legt dar, welche Vorstellungen vom Kind und welche erzieherischen Mechanismen, Gehorsam und Bindungsfeindlichkeit förderten, und wie diese Ideen bis heute in den Köpfen von Eltern nachwirken. Auf dieser Grundlage entlastet sie Eltern einerseits vom Druck intuitiver Perfektion, und bestärkt andererseits, Glaubenssätze zu hinterfragen, statt sie unreflektiert immer und immer weiterzutragen, und eine zugewandte, respektvolle und klare Haltung im Umgang mit Kindern einzunehmen.
Ein Buch zum immer wieder aufschlagen- „Mein Familienkompass“ über die Basics und für den Tiefgang
Kapitel für Kapitel arbeitet Imlau sich anschließend durch wesentliche Aspekte, die Eltern im alltäglichen Miteinander mit ihren Kindern beschäftigen: Wie geben wir den Bedürfnissen unserer Kinder genügend Raum, ohne unsere eigenen Bedürfnisse ständig hinten anzustellen? Wie kommunizieren wir miteinander, wenn wir auf Strafen und Drohungen verzichten wollen? Was wenn das Kind trotz allem gesehen werden und Verständnis zeigen, immer noch nicht kooperieren will? Wie ist das mit der Selbstbestimmung, den Regeln und den Grenzen? Und wie melden wir unseren Kindern zurück, dass sie gut sind, wie sie sind, wenn uns alles über den Kopf zu wachsen scheint?
Imlaus vielleicht wichtigste Botschaft, die ich aus ihrem Buch mitnehme: Überhöhte Elternideale ziehen lassen, die eigene (unperfekte) Linie finden und stets nicht nur fragen, was das Kind braucht, sondern immer auch, was wir Eltern eigentlich brauchen.
Dass im Untertitel die Frage nach dem „Was brauch‘ ich?“ VOR dem „Was brauchst du?“ steht, erscheint nach der Lektüre kein Zufall: Um gut für unsere Kinder sorgen zu können, müssen wir Eltern zuerst lernen, gut zu uns und unserem inneren Kind zu sein.
Imlau spricht nicht von Erziehungsfreiheit.
Sie spricht von einem Umgang mit Kindern, der zugewandt, respektvoll und klar ist – und sie geht wie keine zweite dabei sehr achtsam mit den Begriffen um, die im Netz allesamt für vielleicht dieselben, vielleicht verschiedene Dinge kursieren: Was ist Erziehung, was Macht, was Gewalt? Was ist Bedürfnisorientierung und was nicht zuletzt ist eigentlich diese Bindung? Sie warnt vor Dogmatismus und vor Vorurteilen gleichermaßen, und schafft es, Eltern einen Leitfaden an die Hand zu geben, der sie in keine Schublade steckt, in die sie einfach gar nicht hineingehören wollen.
Ich spreche von Erziehungsfreiheit, als Abgrenzung von gewaltvoll-erzieherischen Mechanismen. -In Imlaus Familienkompass finde ich mich und meine Vorstellungen von einem wertschätzenden Familienzusammenleben Hundertprozent wieder; und ich bin mir sicher, dass das auch viele Eltern tun, die nichts von erziehungsfrei wissen wollen. Auch fühle ich mich gesehen, als Mutter, die manchmal das Gefühl hat, zu scheitern. Und das ist vielleicht der Ritterschlag für ein Buch, wie dieses, das sich an Eltern richtet: Sie alle abzuholen, egal wo sie sich selbst verorten (wollen), ihnen helfen, ihren Nordstern zu finden, und das Recht von Kindern, gewaltfrei aufzuwachsen dabei im Fokus zu halten.
„Weil wir größer und mächtiger sind und auch im rechtlichen Sinne in unserer Familie letztlich alle Entscheidungsgewalt haben, tragen wir die große moralische Verantwortung, diese Macht nicht zu missbrauchen.“
Imlau, Nora: Mein Familienkompass:Was brauch’ich und was brauchst du? S. 94
Nora Imlau „Mein Familienkompass: Was brauch’ ich und was brauchst du?“ ist in meinen Augen ein Must Read für alle, die mit ihren Kindern auf Augenhöhe leben wollen.
Und für alle anderen auch.
Denn spätestens nach dem Lesen müssten auch die letzten Skeptiker*innen überzeugt sein, wie wertvoll ein Zugewandtes Familienmiteinader ist.
|Fiona
BEWERTUNG: (+) (+) (+) (+) (+)
Sämtliche Rechte an Zitaten und dem Buchcover liegen bei Verlag und AutorIn.
Transparenz: Das Buch wurde mir kostenlos als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.