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(Rezension) Inke Hummel: „Mein wunderbares wildes Kind“

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Kinder sind verschieden. Die einen sind schüchtern, andere Kinder sind wilder, und dazwischen gibt es zahlreiche Facetten. Über schüchterne Kinder hat Inke Hummel bereits ein wertvolles Buch geschrieben (Zur Rezension), mit „Mein wunderbares wildes Kind“ legt sie ein weiteres Puzzleteil nach, und holt diesmal Eltern ab, die sich mit ihren niemals lange stillsitzenden, drauflosstürmenden Sprösslingen manchmal einfach überfordert fühlen.

Meine große Tochter gehört, wie ihr wisst, zu den schüchternen Kindern, wobei sie mittlerweile mit elefantengroßen Schritten über sich hinauswächst. Meine kleine Tochter ist deutlich offener, fremdelt nur manchmal, und stellt mich damit vor ganz neue Herausforderungen.

Während N niemals nie mehr als einen Meter in fremder Umgebung von mir gewichen war, stürmt L drauf los und lässt sich vom Unbekannten nicht beeindrucken. Ob sie ein „wildes Kind“ per Definition ist, oder nur etwas taffer unterwegs, als die große Schwester in dem Alter, wird sich in der nächsten Zeit zeigen; hilfreich sind Inkes Impulse aber allemal.


Inke Hummel: Mein wunderbares wildes Kind

Hummel mein wunderbares wildes Kind Rezension

TITEL: Mein wunderbares wildes Kind: Zu laut, zu unbequem, zu anders. Was lebhafte Kinder und ihre Eltern brauchen.
AUTORIN: Inke Hummel
VERLAG: Humboldt
UMFANG: 216 Seiten — ERSCHIENEN 2021


Müssen wir wilde Kinder bändigen? Impulse für Eltern

„Laute, lebensfrohe, forsche Kinder brauchen Zeit, Begleitung, Verständnis und unbedingt Toleranz! Du musst sie nicht umkrempeln.“

(Inke Hummel: Mein wunderbares wildes Kind. 2021. Seite 9.)

Was mich durchgehend beim Lesen von Inke Hummels „mein wunderbares wildes Kind“ begleitete, war das beständige Glücksgefühle, dass ihr Ratgeber ganz ohne Wertung auskommt. Wilde Kinder werden nicht abgestempelt, man bekommt an keiner Stelle suggeriert, dass es schlimm oder gar falsch sei, wilder zu sein, oder als Eltern versagt habe, wenn das Kind lauter ist, aneckt, losstürmt. Im Gegenteil: Wildheit wird als ein Charaktermerkmal anderen Charakteren gleichgestellt, und Eltern Impulse an die Hand gegeben, mit konkreten Situationen umzugehen.

Inke bestärkt Familien, der Wildheit ihres Kindes mit BEZIEHUNGsarbeit und Selbstvertrauen zu begegnen, anstatt GEGEN es zu arbeiten.

Wie schon in „mein wunderbares schüchternes Kind“ geht es auch in diesem Buch wieder darum, eine positive Perspektive zu öffnen. Gerade auch wilde, unbequemere Kinder brauchen Verständnis und Unterstützung. Inke legt Eltern deswegen stets ans Herz, Lösungen für typische Konflikte jenseits von kontraproduktiven autoritären Maßnahmen zu suchen.

Das Buch ist ähnlich aufgebaut, wie sein schüchternes Geschwisterchen: Auf den ersten Seiten erläutert Inke, was „wilde Kinder“ ausmacht. Es folgt eine Checkliste, mit deren Hilfe Eltern den Status quo und die Entwicklungsschritte im Auge behalten können, und außerdem konkreter in sich spüren können, ob mehr Hilfe notwendig wird.

Im Anschluss geht Inke zunächst grundlegend darauf ein, was Eltern FÜR SICH und MIT IHREN KINDERN tun können, um zur Wildheit positiv eingestellt zu bleiben und auch das Umfeld zu sensibilisieren. Diesen Teil empfinde ich als besonders wertvoll. Inke reißt hier etwa kindgerechte und gewaltfreie Kommunikation, Selbstfürsorge, Techniken Wut und Anspannung abzubauen und einen generellen Umgang ohne Strafen an.

„klar, aber zugewandt: Grenzen erklärend, aber Gefühle beachtend. Damit dein Kind nicht vergisst, dass es sicher geliebt wird.“

(Inke Hummel: Mein wunderbares wildes Kind. 2021. Seite 72.)

Es folgen zwei größere Abschnitte, die wilde Kinder im 1) Baby und Kleinkindalter und 2) im Grundschulalter näher in verschiedenen Alltagssituationen betrachten, sowie ein Ausblick auf Wildheit 3) im Jugendalter.

Wilde Kinder begleiten: Wie du mit einem forschen Temperament gelassen umgehst

In „Mein wunderbares wildes Kind“ nimmt Inke Hummel Eltern mit durch viele typisch anstrengende Alltagssituationen mit wilden Kindern. Es sind immer verschiedene Lösungsansätze aufgelistet, so wird das Buch zum Impulsgeber, ohne EINEN festen Weg vorzugeben. Gut gelöst finde ich auch die durchgehende Hervorhebung von Altersangaben zu den verschiedenen Ideen: Sie machen deutlich, dass nicht jeder Impuls in jedem Alter gleich umsetzbar ist; je älter ein Kind wird, desto verständiger wird es zum Beispiel, kann anders kommunizieren und benötigt anders starke Hilfe, etwa bei der Gefühlsregulation.

Inke liefert einen Querschnitt durch die wichtigsten Konfliktherde und Alltagsthemen: Vom Essverhalten, über Schlaf und Medienumgang, hin zu Arztterminen, Konflikten mit Freunden oder Geschwistern, Spielplatzsituationen, und natürlich Problematiken, die mit wilden Kindern in Außer-Haus-Betreuung und Schule auf Eltern zukommen können.

Rezesnsion Inke HUmmel Pin

Auch wenn ich nicht mit allen Impulsen hundertprozentig konform gehe, etwa wenn es um Medienregulation oder Belohnungen geht, empfinde ich Inkes Impulse als sehr hilfreich. Es muss nicht alles für jede Familie passen. Mir gefällt es gut, dass Inke genau das schafft; nämlich durchgehend auf einer wertfrei impulsgebenden Ebene zu bleiben: Nichts muss, aber vieles davon kann, und vielleicht geben die Ideen am Ende auch einfach einer ganz anderen, individuellen Lösung des Problems den Anstoß.

Inkes „mein wunderbares wildes Kind“ richtet sich zwar explizit an Eltern wilder Kinder, mit einem forscheren, ungestümen Charakter, ist aber meiner Meinung nach gleichzeitig für alle Eltern ein wertvolles Nachschlagewerk, wenn es in der ein oder anderen typischen Alltagssituation an Lösungsideen und Gelassenheit hapert.

Vor allem die Ausführungen über eine gelingende Beziehungsarbeit generell, aber auch die ausführlichen Abschnitte über Betreuungseingewöhnung und Schulstart sind sicher für viele hilfreich.

Ich jedenfalls bin gespannt, wie meine jüngere Tochter sich entwickelt und wie häufig ich nochmal in Inke Hummels „mein wunderbares wildes Kind“ hineinlesen werde, um mir Ideen für wilde Konfliktlösungen zu holen.

BEWERTUNG: (+) (+) (+) (+) ( )

| Fiona


Sämtliche Rechte an Zitaten und dem abgebildeten Buchcover liegen bei Verlag und Autor*in. Transparenz: Das Buch wurde mir kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Die Rezension gibt meine persönliche Bewertung wieder.


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