Erziehungsfrei

Müssen Strafen sein? Was ich stattdessen tue, wenn mein Kind Mist baut

Wir erziehen nicht. Es gibt Tage, da schaffen wir das wie in so einem unerzogenen Bilderbuch. An anderen Tagen fallen wir in eigene anerzogene Muster, und suchen kläglich wieder Wege daraus. Es sind die Details im Alltag, die meistens irgendwo piesacken und ungemütliche Wellen schlagen. Oder die unerwarteten Zwischenfälle. An der Oberfläche lässt sich Erziehungsfrei auf ein paar grundlegende Dos und Don’ts im Umgang mit unserer mittlerweile dreijährigen Tochter runterbrechen: Wir begleiten Nana gleichwürdig, gehen auf Augenhöhe, nehmen sie ernst und kommunizieren möglichst gewaltfrei. Wir schützen, aber manipulieren nicht. Nana entscheidet altersgerecht selbstbestimmt über ihren Körper, ihre Bedürfnisse, ihre Ideen, und: Wir verzichten auf Belohnungen und Strafen.

Muss ich mein Kind bestrafen? Über Macht, Zugzwang und Gleichwürdigkeit

Ich beobachte in vielen Situationen, dass Eltern offenbar das Gefühl haben Bestrafen zu MÜSSEN. Schon alleine aus Zugzwang gesellschaftlicher Erwartungen. Wenn Hänschen sich im Supermarkt auf den Boden wirft, spüren Hänschens Eltern quasi die Blicke der Umstehenden schon im Nacken. Das ist ein großes Problem unserer Gesellschaft, finde ich. Ich kenne solche Situationen selber, und es ist oft hart für mich, nicht darunter einzuknicken. Wurden wir außerdem selbst erzogen, was auf viele von uns wohl zutreffen wird, liegt der Impuls nah, unerwünschtes Verhalten des eigenen Kindes zu bestrafen.

Wenn du mich fragst: Der wesentliche Punkt, weswegen die meisten Eltern nicht aufhören zu erziehen und zu bestrafen, ist die Angst, ansonsten die Kontrolle zu verlieren. Sanktionen helfen, die eigene Machtposition aufrechtzuhalten, so ist das in allen Beziehungen mit Machtgefällen: Der Staat verhängt Sanktionen über ihm ungehorsame Bürger, Arbeitgeber über Arbeitnehmer, Lehrer über Schüler, und Eltern über die Kinder.

Was passiert, wenn Eltern ihre Macht aufgeben? Ich sag’s dir: Gleichwürdigkeit.

Nur ist es irgendwie (noch) nicht in den breiten Massen unserer Gesellschaft angekommen, dass Kinder und Erwachsene gleichwürdig sind. Dass nicht nur Kinder Erwachsene, sondern auch Erwachsene Kinder respektieren sollen. Strafen sind nicht respektvoll. Punkt.

Das mag als Methode meinetwegen vertretbar sein, in einer Beziehung, die auf Machtstrukturen ausgelegt sein WILL, und sich um eine liebevolle Bindung nicht gerade schert. Die Eltern-Kind Beziehung sollte in diese Kategorie aber nun mal nicht fallen.

Tatsächlich sind Strafen etwas, das ich als Erziehungsmechanismus schon abgelehnt habe, bevor ich so richtig zu unerzogen kam. Ich habe nicht vergessen, wie mich Strafen als Kind gedemütigt haben.

Müssen Strafen sein? | freie Kinder
Was braucht mein Kind? Als Eltern hinschauen statt bestrafen!

Vor einer Weile kam ich ins Kinderzimmer. Nana und ihr bester Freund E. hatten einen Stempel gefunden und sich einmal quer über Schränke, Spielzeugküche und Wände gestempelt. Sie hatten einen Einfall. Sie wollten niemanden verärgern. Es kam mir nicht einmal kurz in den Sinn, irgendwen deshalb zu bestrafen.

Das Spiel mit der Angst: Wie Strafen funktionieren

Es liegt natürlich auf der Hand, warum Eltern ihre Kinder bestrafen: Strafen funktionieren kurzfristig, auf ihre Art und Weise. Das eben noch freche Kind kuscht wieder brav und kommt sich gar entschuldigen, und alle sind wieder zufrieden. Bis auf das Kind selbst.

Strafen arbeiten mit der Angst des Kindes: Angst vor den unerträglich böse guckenden Eltern, Angst vorm weniger geliebt werden, Angst nicht mehr zu dürfen, Angst vor der nächsten Strafe. Dass Kinder ein unheimliches emotionales Tief durchleben, wenn sie bestraft werden; dass Strafen MEHR mit den kleinen Seelen machen, als nur eine akute unliebsame Situation schnell und effektiv zu verschieben, ist wohl wenigen Eltern klar.

Strafen schüchtern Kinder ein.

Strafen bedeuten Stress.

Meistens müssen bestrafte Kinder mit diesem Stress, ihrer Wut, Frust und Traurigkeit dann auch noch völlig unbegleitet alleine zurechtkommen – Was Kleinkinder überhaupt nicht können. Stell dir vor: Da prasselt eine Welle an Emotionen über dich ein, ausgelöst von den Menschen, die du liebst, und keiner ist bei dir.

Je kleiner ein Kind, desto mehr Hilfe braucht es in der Regel von außen, um sich zu beruhigen. Dass kleine Kinder mit Weinen alleine aufhören, hat weniger mit eigener emotionaler Kontrolle, als mit Resignation oder Ablenkung zu tun. Aber doch: Irgendwann kommt das bestrafte Kind wieder an, kuschelt sich an Mama, spielt wie ein Engelchen weiter und sieht zufrieden aus. Der Erfolg der Strafe?

Ich denke nicht.

Ich denke: Dein Kind liebt dich bedingungslos.

Von Kindern können wir etwas großartiges lernen, nämlich nicht nachtragend zu sein. Wären unsere Kinder nachtragend, würde das für uns Eltern vermutlich nicht gut ausgehen. Hast du dich schonmal richtig mies gefühlt, weil du dein Kind unfair behandelt hast? Wer hat länger dran genagt?

Lies auch: Wie wir als Eltern den Frust unserer Kinder begleiten und Gefühle annehmen können

Vermutlich hoffen Eltern, die ihre Kinder bestrafen, damit die Situation schadensbegrenzend zu lösen. Stattdessen verschiebt sich der Schaden auf die Schultern der Kinder. Eine Strafe löst keine Situation langfristig. Besonders ein kleines Kind KANN darüber nämlich überhaupt noch nicht reflektieren. Was maximal passiert: Konditionierung. Bis das Kind älter wird und aus der Not heraus ein Gegenprogramm entwickelt: Mich nicht erwischen lassen, mich von der Bestrafung nicht minimal berührt zeigen, um mein Leben diskutieren, wenn es sein musste – Ich hatte so einige Strategien, pragmatisch mit Strafen umzugehen, über meine Emotionen sprechen, kann ich aber bis heute nicht.

Strafen sind nicht zielführend. Strafen beenden einen Konflikt von oben herab, trennen die Beteiligten voneinander, und lassen keine Beziehung mehr zu. Natürlich, es geht dabei um Momentaufnahmen, aber wer einmal bestraft, bestraft wieder. Die Summe dieser Momente kann am Ende einer Kindheit sehr viel ausmachen. Wenn ich an meine Kindheit denke, dann erinnere ich mich an Tränen, Wut und Frust. An Ungerechtigkeit.

Meine Mutter wusste es damals nicht besser. Wir können es für unsere Kinder besser machen.

Konsequenzen müssen sein? Der kleine Bruder der bösen Strafe

Nun gut. Lassen wir das also mit den unsinnigen Strafen, die in keinem Zusammenhang stehen mit dem Verhalten des Kindes, außer unsere elterliche Macht zu demonstrieren, aber Konsequenzen müssen doch sein, oder? Ich sage es mal so: Was unweigerlich auf jedes menschenmögliche Verhalten folgt, ist einzig und allein das: Die kurzfristige oder auch langfristige natürliche Folge eben dieses Verhaltens. Nicht mehr, nicht weniger. Und natürlich erfährt solche Folgen jedes Kind, jeder Mensch.

Manche Folgen sind absehbar, andere nicht, und für Kinder sind sie oft unerwartet.

Natürlich können wir Folgen benennen und darüber sprechen. Das Problem ist, dass Konsequenzen oft aber gar nicht natürliche Folgen einer Situation benennen, sondern versteckte Strafen sind.

Strafen, die UNS im Zusammenhang des Verhaltens zwar sinnhaft erscheinen (oder wir sie uns als sinnhaft schönreden), aber für das Kind trotzdem nicht fair sind. Konsequenzen trennen genauso wie Strafen. Und selbst dann, wenn es sich tatsächlich doch um eine natürliche Konsequenz handelt, macht es einen Unterschied, WIE ich diese kommuniziere und welche Haltung ich gegenüber meinem Kind dabei einnehme.

Willkürliche Konsequenzen trennen genauso wie Strafen. Und selbst dann, wenn es sich tatsächlich doch um eine natürliche Konsequenz handelt, macht es einen Unterschied, WIE ich diese kommuniziere und welche Haltung ich gegenüber meinem Kind dabei einnehme.

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Augenhöhe.

Gleichwürdigkeit.

Empathie.

Beziehung.

Du bist auf dem Spielplatz. Dein Kind schubst seinen Freund weg, um dessen Sandspielzeug zu nehmen. „Höst du wohl auf damit! Man schubst nicht, das habe ich dir schon tausendmal gesagt.“ Unbeeindruckt schubst dein Kind wieder. „Noch einmal, dann gehen wir auf der Stelle nach Hause. Ich warne dich! Und der Tommi will dann auch nicht mehr dein Freund sein.“ Dein Kind hält inne. Ein paar Minuten vergehen, dann haut es nach dem Freund. „Sag mal, hörst du nicht? Du willst es ja so. Sachen packen. Sofort. Sag tschüss. Wir gehen. Das hättest du dir vorher überlegen müssen.“ Dein Kind weint. Du packst konsequent die Sachen und ihr geht. Immer noch weinend.

Du bist auf dem Spielplatz. Dein Kind schubst seinen Freund weg, um dessen Sandspielzeug zu nehmen. „Du magst auch mit dem Spielzeug spielen, aber Tommi will es selber haben. Macht dich das wütend?“ Noch während du sprichst, schubst dein Kind wieder. „Ich finde es nicht okay, dass du schubst. Wir können hiermit spielen.“ Ein paar Minuten vergehen, dein Kind und du spielen nun, aber dann haut dein Kind plötzlich nach dem Freund, als er näher kommt. „Ich sehe, dass ihr gerade nicht gut miteinander zurecht kommt. Du willst das Spielzeug haben. Ich will nicht, dass du Tommi weh tust. Das ist nicht in Ordnung für mich. Was können wir tun? Schau mal, die Schaukel ist frei, lass uns erstmal dort rüber gehen, und wir kommen gleich wieder her.“ Als ihr ein paar Minuten später zurückkommt, ist der Konflikt überstanden. Alle spielen.

Wir können, wenn wir wollen, auf Augenhöhe und gerecht mit unseren Kindern sprechen. Wir müssen sie nicht bestrafen und können trotzdem in Situationen eingreifen. Wir müssen nicht drohen, uns aufbäumen und unsere Macht demonstrieren. Wir müssen kein Unheil prognostizieren, um maximal viel Angst zu machen. Wir können sagen, was wir sehen, erklären, wie es uns damit geht, und Lösungen finden. Wir müssen nicht schimpfen, niedermachen, kleinreden und unser Kind (verbal) bestrafen. Wir können klar und bestimmt mit unserem Kind reden, ohne seine Würde zu verletzen.

Mein Kind hat Mist gebaut? Was ich tun kann, anstatt zu bestrafen

Kinder bauen manchmal Mist. Tun wir alle. Und natürlich singe ich keine Loblieder (würde ich sowieso nicht), wenn etwas passiert, das mir gar nicht gefällt. Bewusst auf Strafen zu verzichten heißt noch lange nicht, inakzeptables Verhalten unBEGLEITET laufen zu lassen. Nana haut aktuell zum Beispiel häufig, wenn sie wütend ist. Nicht feste, aber spätestens wenn sie damit klein A. statt nur mich trifft, dann ist das nicht in Ordnung. Und genauso wenig mag ich es, dass sie momentan ihren Müll an Ort und Stelle fallen lässt. Wir reden darüber. Und ja, vermutlich reden wir öfter darüber, als Eltern, die ihr Kind beim fünften Mal Müll fallen lassen oder kleine Brüder hauen bestrafen – Aber das ist es mir wert.

Es gibt schon genügend Phasen, die wir ohne Strafen gemeistert haben, ich bin mir also sehr sicher, dass es keine Sanktionen von mir braucht.

Was es stattdessen braucht? Authentizität. Klarheit. Vorbild. Geduld. Kreativität. Verständnis. Liebe.

Und nein, mir fällt das nicht immer leicht, was hier in der Theorie so leicht klingen mag. Es ist trotzdem der einzige richtige Weg für mich.

„Und wenn es dir später doch nur auf der Nase herumtanzt?“ „Hauptsache es tanzt!“

Sechs Schritte, um Konflikte zu meistern, die besser sind als Strafen

1) A t m e n. Besonders tief dann, wenn ich merke, dass ich wütend werde. Und ja es hilft wirklich. Nicht wegen der Sauerstoffzufuhr, sondern weil ich einen Moment innehalte.

2) W a s S o l l‘ s. Gut. Ich habe geatmet. Jetzt schaue ich mir das Schlamassel an. Wenn es KEINE Akutsituation ist, lasse ich es erstmal ein paar Momente auf mich wirken. Was fühle ich? Ist es wirklich so schlimm? Kann ich noch etwas daran ändern, ist es WICHTIG, dass sich gerade jetzt etwas verändert? Nein? Dann lasse ich es gut sein. Eine Prise was soll’s, gehört zum Repertoire des Elternseins, einfach dazu.

3) G F K. Redet drüber. In der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg (Giraffensprache) bleibst du bei dir und greifst niemanden an. Was du tust: Deine Beobachtung schildern, deine Gefühle und Bedürfnisse äußern und einen Wunsch formulieren. Ich versuche so gut ich kann, diesem Kommunikationsmuster zu folgen, besonders dann, wenn ich merke, dass ein Konflikt droht, zu eskalieren. Oft hilft uns das. Und genauso oft ist Nana (natürlich) trotzdem nicht bereit, meinen Wunsch zu erfüllen. Manchmal werde ich bestimmter in der Wortwahl. Aber ich versuche, bei mir zu bleiben und MICH meinem Kind zu zeigen.

4) S t o p! Ich kann nicht über alles hinwegsehen. Manchmal erreiche ich Nana auch nicht. Das passiert vor allem dann, wenn etwas sie richtig wütend macht, oder sie übermüdet ist. Um meine oder die Grenzen Dritter zu schützen, will ich natürlich etwas tun können. Also setze ich ein klares Stop, wenn Nana zu weit geht. Ich baue dann, wenn ich kann, Körperkontakt auf, gehe zu ihr auf die Knie, gehe dazwischen, nehme ihr das gemopste Sandspielzeug ab, halte sanft fest, nehme sie hoch. Was eben gerade gebraucht wird. Wichtig: Ich erkläre mein Stop und begleite ihren Frust. Sie kann das doof von mir finden. Ist doch logisch, dass sie mein Eingriff frustriert. Und: Auch mein unerzogenes Kind kennt diesen speziellen mütterlichen Blick, der sagt, „Das ist keine gute Idee.“ Nana braucht dann halt keine Angst vor einer Strafe haben, aber natürlich weiß sie, dass ich das ein oder andere Verhalten nicht mag, gegebenenfalls eingreife und mit ihr drüber spreche. Was ich immer wieder bemerke: Wenn ich mir KLAR darüber bin, was ich will oder nicht will, was ich fühle und brauche, dann kooperiert meine Tochter deutlich mehr, als wenn ich das nicht weiß.

5) V E R Ä N D E R N. Oft hilft es uns, wenn wir in einer Konfliktsituation, die sich droht festzufahren, einfach etwas verändern. Den Ort wechseln zum Beispiel. Die Situation kurz verlassen. Oder Alternativen finden. Die Holzklötze, die dummerweise auserkoren als Vulkanasche durch den Raum fliegen, gegen Stofftiere tauschen. Oder am besten mitsamt Vulkanasche-Stofftieren vom Wohnzimmer rüber ins Kinderzimmer wandern. VERSTÄNDNIS ist eine ganz wichtige Sache in den allermeisten Konflikten. Wenn ich bereit dazu bin meine Tochter und ihren Einfall zu verstehen, dann kann ich mich auch darauf einlassen eine KREATIVE LÖSUNG zu finden, anstatt meine Macht gegen sie zu wenden.

6) U M A R M E N! Mein Kind hat Mist gebaut. Ich bin wütend. Ich atme. Mir fällt auch keine großartig clevere Antwort ein, aber mein Kind sieht schon, dass es nichts Geniales getan hat und weint. Statt zu bestrafen, nehme ich meine Tochter in den Arm. Danach oder dabei können wir reden. Nah beieinander. Statt voneinander emotional getrennt. Ganz im Sinne von „Liebe mich am meisten, wenn ich es am wenigsten verdiene“ (wobei Kinder nie keine Liebe verdienen). Ich will meinem Kind nicht vorleben, Konflikte mit Gewalt und Macht zu lösen. Fast immer, wenn wir Streit haben, und ICH den Absprung aus der Wut nicht schaffe, kommt Nana zu mir. Sie will dann kuscheln.

Die Sache ist die: Unsere Kinder merken, wenn wir unglücklich sind, die merken, dass sie Blödsinn gemacht haben (sobald sie kognitiv dazu in der Lage sind), dazu müssen sie nicht bestraft werden. Und sie wollen auch ganz bestimmt nicht, dass wir unglücklich sind. Warum Nana trotzdem manchmal nicht einfach aufhört? Weil sie das, was sie tut, für sich tut. Weil es primär darum geht, dass sie sich ausdrückt. Weil sie gesehen werden will. Strafen tun aber genau das nicht: Sie schauen nicht hin, sondern lassen das Kind alleine mit seinem Frust. „Wer nicht hören will, muss fühlen“ – Wut, Traurigkeit, Einsamkeit, Unfairness. Was meine Tochter stattdessen erfährt, wenn ich mich ihr Zuwende, ist die Sicherheit nicht alleine zu sein, egal was passiert! Und daran fühlt sich für mich nichts verkehrt an. #umarmenstattbestrafen.

Nein, Strafen müssen nicht sein.

Müssen Strafen sein? Alternativen zur Strafe #erziehungsfrei #erziehung | Unverbogen Kind Sein

Meine ehrliche Meinung: Strafen sind eine Erziehungsmethode, ein grober Machtmissbrauch, um Kinder für ihr Fehlverhalten auflaufen zu lassen. Kein langfristiger Lerneffekt. Was folgt, ist Unterordnung aus Angst oder Machtkämpfe. Was ich beobachte, sind zwei Kategorien von strafenden Eltern: Die, die aus Prinzip bei Fehlverhalten bestrafen, ohne großartig darüber zu reflektieren; und die, die bestrafen, wenn sie nicht weiter wissen, aus Unsicherheit, Überforderung, Müdigkeit, Erwartungszugzwang. Vor der Strafe passiert ja in der Regel ganz viel. Es wird diskutiert, gestritten und begleitet, vielleicht sogar liebevoll auf Augenhöhe, vielleicht von Anfang an vollgeladen mit trennenden Drohungen und Ermahnungen. Und irgendwann kommt dann dieser schwierige Moment, in dem das Kind doch jetzt endlich mal hören und funktionieren soll, verdammt nocheins!

Es ist nicht einfach in diesem speziellen Moment innezuhalten und einen anderen Weg zu gehen. Nicht zu schimpfen. Nicht zu drohen. Nicht zu bestrafen. Aber es geht.

Und das Beste: Wenn WIR lernen Glaubenssätze loszulassen und gewaltfrei mit unseren Kindern umzugehen, dann lernen die das auch! Und dann wird diese Welt in ein paar Generationen vielleicht friedvoller sein, und Konflikte nicht mehr mit Gewalt, sondern mit mehr Liebe lösen.

| Fiona

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6 Gedanken zu „Müssen Strafen sein? Was ich stattdessen tue, wenn mein Kind Mist baut

  • Ich lese hier vor allem Konfliktvermeidung heraus. Es fällt mir doch sehr schwer zu glauben, dass in den von dir angeführten Beispielen ein Lerneffekt entsteht, zumindest kein anderer als „schubsen und hauen ist okay, Mama/Papa sagen ja nichts dagegen.“

    Insgesamt muss ich sagen, erziehst du sehr wohl, egal wie oft du das bestreitest und auf die negative Deffinition von Erziehung zeigst, die sich irgendein Buchautor oder „Verhaltenspsychologe“ ausgedacht hat. Deine Erziehungsmethoden sind halt das lange Gespräch und auch du setzt Grenzen, zumindest setzt du sie durch. Auch du versuchst unschöne Verhaltensweisen abzugewöhnen und gewünschtes Verhalten zwar nicht zu loben, aber auch zumindest nicht drüber zu diskutieren, warum das jetzt gut war.
    Die Erziehungsmethode ist demnach:
    Fehlverhalten = Kuschelrunde und Diskussion warum DU das nicht gut findest wie Nana sich ausdrückt.
    Gutes Verhalten = sie darf ohne Störung weiter machen.

    So oder so, vermittelst du in deinen Blogbeiträgen den Eindruck, als würdest du einen wichtigen Punkt der Verantwortung als Elternteil vergessen: Wir müssen unsere Kinder auf das Leben in der Gesellschaft vorbereiten und diese Gesellschaft hat Regeln. Und zwar nicht nur, weil alte, weiße Männer diese Regeln so gemacht haben, sondern weil sich das gesellschaftliche Leben so entwickelt hat.

    Antwort
    • Ich empfinde eine Abwehrhaltung in deinen Worten, die auch völlig legitim ist. Dennoch interessant finde ich dein eigenes Paradox: Ich setze Grenzen und erziehe durchaus in deinen Augen (worüber sich durchaus debattieren lässt, da hier insbesondere der Erziehungsbegriff eine wichtige Rolle spielt. Ist erklären und begleiten, denn schon erziehen? Erziehen wir dann auch Freunde, sobald wir ihnen unsere Ansichten vermitteln? Was macht also Erziehung aus? Woran machen wir sie fest?), andererseits unterstellst du mir dennoch fehlende Verantwortung, fehlendes aufzeigen von Regeln und eine Art Laisser-Faire Umgang (von dem sich Erziehungsfreiheit tatsächlich unterscheidet, was ich, so hoffe ich doch, immer wieder durch Beispiele aus unserem Alltag deutlich mache). Was ich daraus interpretiere: Ein Einordnen unseres Umgangs in akzeptablen Kategorien und gleichzeitige Angst, machtbeinhaltende Methoden wegzulassen. Und genau das ist es interessanterweise, womit Erziehungsfreiheit sich auseinandersetzen muss, wenn wir anfangen wollen, diesen Weg zu gehen. Grüße, Fiona

  • Liebe Fiona,
    ich finde es sehr schade, dass Sie in diesem Beitrag nicht strafen und nicht erziehen gleichsetzen, denn zur Erziehung gehört weitaus mehr als Bestrafungen.
    Indem Sie Ihrer Tochter Ihre Werte und Ihre Weltanschauung vermitteln, erziehen Sie. Sie erziehen straffrei und reframend, aber sie erziehen und das ist gut so! Denn wenn Sie nicht erziehen würden, würde es bedeuten, dass Sie sich nicht für die Entwicklung Ihres Kindes interessieren, aber ich lese hier eher eine interessierte und umsorgende Mutter heraus.

    Diese Ansicht kommt von einer Erzieherin in einer Kita und glauben Sie mir ich kenne genug Kinder die nicht erzogen sind!

    Viele liebe Geüße
    V.

    Antwort
    • Hallo V. Dieser Beitrag über den Verzicht auf Strafen bildet natürlich nur einen Teil von unserem Erziehungsfreien Leben ab. Wir verzichte auf jegliche Form erzieherischer Formung. Gerne lade ich Sie dazu ein, sich mit dieser Haltung und derer Erziehungsdefinition näher zu befassen. Womöglich stellen Sie am Ende fest, dass sie gar nicht so viele nicht erzogene, als etwa verzogene/laisser faire erzogene Kinder kennen. Das ist nämlich ein Unterschied und aus Ihrer Anmerkung meine ich eine negative Assoziation zu lesen. Viele Grüße, Fiona Xx

  • Kerstin Apel

    Hallo Fiona,
    ich wünschte alle Eltern wären so einfühlsam und würden mit ihre Kinder nicht erziehen. Obwohl ich gar nicht finde dass das keine Erziehung ist, ist es schon, nur eben viel besser! Mit meinem Enkel mache ich es auch so, und es funktioniert sehr gut. Leider, wird er zu Hause „herkömmlich“ erzogen und leidet darunter was mir für ihn sehr leid tut. Zumal es ja völlig unnötig ist (denn er ist ein lieber Junge, jedenfalls bei uns), und nur das Gegenteil bewirkt. Ich befürchte, bei meinen Söhnen ist mir das nicht immer ganz so gut gelungen. Die Gelassenheit des Alters ist da wirklich sehr hilfreich. Kinder haben das Recht auf ihre eigenen Bedürfnisse und deren Wahrnehmung. Ich selbst wurde zum Glück auch nicht besonders viel erzogen, und denke, bei meinen Kindern ist es ähnlich gelaufen. Mein Mann wurde sehr streng erzogen und ich persönlich finde dass hat mehr geschadet als genützt. Selbstvertrauen war nicht vorhanden als ich ihn kennen lernte. Man könnte dazu wirklich Romane schreiben, aber ich belasse es mal dabei!
    Also…weiter so!

    Liebe Grüße
    Kerstin

    Antwort
    • Wir schön für Ihren Enkel, eine so einfühlsame Oma zu haben. Alles Gute.

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