Zahlen Lernen: Erstes Zählen und Rechnen spielerisch im Alltag
Es besteht kein Zweifel, dass Nana ihren Lerneifer von mir hat. Wie ein Abziehbild von mir selbst, kann sie sich jetzt schon ausdauernd mit Rätseln und Lernen beschäftigen. Und dabei brauchen wir gar nicht konzentriert am Tisch sitzen. LERNEN GEHT ANDERS! Zum Buchstaben Lernen habe ich HIER (*der verlinkte Beitrag enthält Werbung) schonmal einen Impuls gegeben, heute habe ich ein paar Ideen fürs Zahlen Lernen für euch.
Wichtig wie immer.
Lernen kommt vom Kind.
Kinder lernen jeden Tag, saugen ihre Umgebung auf und beschäftigen sich mit Begeisterung mit genau den Dingen, die ihnen gerade guttun.
Ich persönlich finde es wertvoll, Kindern Impulse zu geben, z.B. durch geeignetes Material, ABER womit, wie und wie ausdauernd meine Tochter sich mit den Dingen beschäftigt, bleibt dann ihre Entscheidung. Hat dein Kind keinen Bock auf Zahlen Lernen? Dann lass es einfach. Vielleicht gibt es gerade ein anderes Thema, was dein Kind begeistert.
Der Unterschied ist mMn der: Nicht VORGEBEN und ERWARTEN, sondern FÖRDERN, was DA ist. Interessen aufgreifen. Ideen geben, aber niemals Zwang ausüben.
Ganz einfach Zahlen kennenlernen: Zählen im Alltag
Im Alltag begegnen uns überall Zahlen und Mengen, die wir zählen können.
Welches Kind (oder welche Eltern) fängt nicht irgendwann an, die Stufen bis zur Wohnung zu zählen? Gut funktioniert das auch z.B. mit vorbeifahrenden Autos am Straßenübergang, oder beim Schaukeln. Vor Kurzem erst haben wir beim Schaukeln bis hundert gezählt. Und Nana war dann auch wirklich überzeugt davon, dass ich sie oft angeschubst habe. Auch beim Kochen können wir ganz beiläufig die Kartoffeln zählen.. Oder die Teller, die wir eindecken müssen, damit alle Besucher mitessen können.
Solche kleinen Zählrituale haben einen größeren Lerneffekt als jedes mühevolle Lernspiel. Denn das Lernen passiert ganz einfach: nebenbei im Alltag.
Überall sind Zahlen
Während das Zählen im Alltag ziemlich einfach integriert werden kann, und von vielen Kindern schon recht schnell auswendige gelernt wird, ist das Zuordnen der Zahlen zu ihren Zahlenbildern dann schon etwas mehr tricky. Wir haben am Anfang ziemlich klassisch einfach ein paar Bücher mit Zahlen (idR. Zahlen bis zehn) in unser Bilderbuchregal gestellt, gleich neben die mit den Buchstaben. Bücher sind immer gut!
Wenn wir genau hinsehen, finden wir aber überall Zahlen. Meistens stößt Nana mich auf Zahlen im Alltag.
Meine Tochter fing irgendwann an die Zahlen an den Gartentörchen in der Kleingartenanlage zu benennen. Bis etwa zwölf kam sie zu diesem Zeitpunkt schon alleine, bei jedem weiteren Gartentor half ich ihr. Das Muster von Zehnerstelle und Einerstelle hat Nana nach einigen Kleingartenspaziergängen dann ziemlich schnell raus gehabt, und mit Eifer selber die Zahlen benannt. (Was nicht heißt, dass sie die Zahlen nicht gelegentlich noch vertauscht.) Auch nummerierte Buchseiten werden hier gerne benannt. So bewegen wir uns im Alltag häufig im Zahlenraum bis hundert und mehr, ohne spezielle Lernmaterialien dafür angeschafft zu haben. Aktuell beliebt bei Nana sind zum Beispiel auch Sticker. Es gibt Sickeralben, bei denen die Sticker einer bestimmten Seite zugeordnet werden, die wir dann im Heft natürlich auch suchen. Noch besser eignen sich Stickersammelalben für bereits etwas zählfittere Kinder. Nanas Sammelalbum umfasst über 150 Sticker. Neue Sticker will sie natürlich (mit etwas Hilfe) sofort selber einsortieren, wofür sie sich also auch mit dreistelligen Zahlen schon eifrig auseinandersetzen muss.
Tipp: Das Interesse an neuen Zahlengruppen sollte zuerst vom Kind ausgehen. Dann können wir Material und Impulse bereitstellen, die das Kind annehmen KANN, ohne Überforderung.
Vor einiger Zeit im Supermarkt starrte Nana eine Weile ein Preisschild an und stellte dann mit erstaunen fest, dass das Lebensmittel „Einhundertneunundneunzig!!!1!11“ kostet. Ich erklärte ihr also, dass es 1.99€ sind und grob das Konzept von Kommazahlen. Es gibt nicht nur ganze Zahlen, sondern auch Anteile von Zahlen, die wir dann z.B. mit einem Komma schreiben können. Seitdem schauen wir uns immer mal wieder die Kommazahlen auf Preisschildern an, haben eine neue Zahlengruppe kennengelernt und ein erstes Verständnis fürs Geld kann sich aus ihrer kleinen großen Entdeckung nun auch allmählich entwickeln.
Beim (freien) Lernen verknüpfen sich am besten verschiedene Themen miteinander, wie etwa Zahlen und Geld. Das ist einfach viel interessanter und Lebensnaher als das gezielt isolierte Lernen von Lerninhalten.
Zeit zum Spielen: Zahlen Lernen mit Brettspielen und Bewegungsspielen
Wir spielen wahnsinnig gerne Brettspiele und ich reue mich ja wirklich total, dass Nana daran ausdauernden Spaß hat. Manchmal machen wir stundenlang nichts anderes. Auf dem Markt finden sich einige frühfördernde Lernspiele zu allen möglichen Themen. Aus eigener Erfahrung lernen kleine Kinder aber bei fast jedem Spiel automatisch coole neue Skills. Zahlen lernen zB. lässt sich mit jedem Spiel, dem ein Augenwürfel beiliegt. Was auch immer geht und zumindest meiner Tochter viel Spaß macht: Nachzählen, wer vorne liegt, wer die meisten Karten hat, wem noch wie viele Steine fehlen und so weiter.
Bei vielen Brettspielen, bei denen z.B. etwas gesammelt werden muss, lassen sich beim Nachzählen auch sehr gut Mengen vergleichen und erstes Rechnen einbringen. Wenn Mama drei Karten hat und Nana schon fünf, dann fehlen Mama noch zwei Karten um gleichviele zu haben. Und wie viele Karten liegen eigentlich noch auf dem Stapel? Wenn wir hier auf dem Spielbrett noch drei Steine liegen haben und dort zwei, wie viele müssen wir insgesamt noch einsammeln, bevor das Spiel gewonnen ist?
Das zusätzliche Zählen soll natürlich nie zwanghaft ins Spielen eingebunden werden. Wenn wir unsere Kinder beobachten, werden sie uns zeigen, ob ihnen die Impulse gefallen, oder sie lieber in Ruhe würfeln und spielen wollen.
Und wenn dein Kind gar keine Brettspiele mag?
Wie wäre es zB. mit Bewegungsspielen. Hüpfspiele gehen hier immer gut. Ideal für schönes Wetter: Mit Kreide können entweder direkt Zahlen oder zum Beispiel Sterne auf den Boden gemalt werden, die abwechselnd abgehüpft werden. Vorwärts oder rückwärts. Was Nana eine Zeitlang gerne mochte: Der eine sagt eine Zahl, der andere hüpft schnell auf diese Zahl. Auch der Klassiker Versteckenspielen eignet sich natürlich prima zum Zählen lernen. Fangt mit Zählen bis drei an und steigert das ganze. Traut eurem Kind ruhig etwas zu (natürlich nur solange kein Frust bei Kind aufkommt!). Auch wenn es am Anfang Nonsense zählt, das kann und soll es ruhig, den Ansporn und das Zutrauen finde ich echt total wichtig!
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Zuletzt möchte ich euch noch zwei ganz schnell umsetzbare Bastelanregungen geben, wenn eure Kinder aktiv nach Beschäftigungen mit Zahlen suchen, so wie meine Tochter.
Basteln mit Alltagsdingen: Zahlen Lernen mit Muffinförmchen
Nana stellte irgendwann einmal fest, dass sie gar kein richtiges Spiel mit Zahlen hat, ähnlich wie ihr Buchstabenzuordnungsspiel. Inspiriert von Pinterest haben wir uns dann ein Sortierspiel (nach)gebastelt.
Ihr braucht dafür ein Muffinblech, zwölf Muffinförmchen einen Stift und z.B kleine Perlen zum Sortieren.
Das ist wirklich supereasy gemacht: Die Muffinförmchen mit den Zahlen von eins bis zwölf beschriften und das Muffinblech damit bestücken, eine ausreichende Anzahl an Perlen bereitstellen, schon kann es losgehen.
Die richtige Anzahl Perlen können nun in die Muffinförmchen sortiert werden. In der ersten Runde hat Nana die Förmchen alleine bestückt. In einer zweiten Spielvariante habe ich die Perlen zuerst vorgezählt und in kleinen Grüppchen bereitgelegt, aus denen Nana dann für jedes Förmchen die richtige Perlengruppe erst nur erraten und dann nachzählen und richtig einsortieren konnte (Mengen erfassen/Mengen schätzen).
Daraus lässt sich auch prima ein Spiel machen: Zwei oder mehr Kinder können gegeneinander antreten und die Mengen der vorher gruppierten Perlen schätzen(!), wer richtig liegt, befüllt sein Muffinförmchen damit. Die Muffinförmchen können auch mit höheren Zahlen beschriftet werden.
Das Muffinförmchen-Sortierspiel gibt außerdem einen Anreiz zum ersten Addieren und Subtrahieren. Einfach zwei Förmchen zusammenkippen und zusammenzählen. Oder Perlen bereitlegen, einen Teil davon abzählen und einsortieren. Wie viele Perlen sind übrig? Tada, Rechnen visualisiert!
Du suchst mehr Lernimpulse? Lies auch: Wir basteln eine Uhr! Kinder in ihren Interessen fördern
Spielerisch Bruchzahlen Kennenlernen
Auch der Impuls hierzu kam von Nana. Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als sie auch die Kommazahlen entdeckte, stellte mein Kind beim Kochen fest, dass ich aus der einen Zucchini zwei Teile schnitt, aus den zwei Teilen noch mehr Stücke usw.. Eine Zeit lang zählte sie bei jedem Kochen nach, wie viele Teile ich aus einem Stück Gemüse schnitt. Ich griff das auf, um ihr Begriffe wie Halbieren und Vierteln zu erklären, und überlegte mir Material, um das Teilen nochmal etwas zu vertiefen, wenn sie wollte: Ein Puzzle.
Ihr braucht: Mehrere Pappteller, Schere, Stift und Wasserfarben
Ihr nehmt so viele Pappteller, wie ihr eurem Kind Teiler näher bringen wollt. Wir haben uns für sechs Teller entschieden: Ganz – halbiert – gedrittelt – geviertelt – gefünftelt – gesechstelt. Zuerst kann das Kind jeden Teller in eine andere Farbe anmalen, das macht es für den ersten Einstieg in Bruchzahlen nochmal deutlich anschaulicher (Wir wollen ja keinen Frust oder Überforderung, sondern Spaß und freies Lernen!). Die bemalten Teller können nun halbiert, gedrittelt und so weiter werden. Jedes Teil habe ich mit dem entsprechenden Bruch beschriftet. Ich habe ihr kurz erklärt, dass wir diese Zahlen Bruchzahlen nennen, dass mit ⅓ ein Teil von drei Teilen bezeichnet wird. Das reicht völlig aus. Mir geht es eher darum, dass sie die Schreibweise schonmal gesehen hat, wenn wir uns schon mit Teilmengen befassen. Was sie bisher versteht: Wir haben ganze Teller, die wir aus Teilen zusammensetzen können. Also puzzeln wir los!
Nana puzzelt und spielt frei mit den Bruchzahlen Tellern.
Auch eine super interessante Entdeckung, die sie irgendwann dabei machte: Zwei viertel Teller oder drei sechstel Teller lassen sich auch mit einem halben Teller zu einem Ganzen vervollständigen! Na sowas!
Tipp: Mit den Bruchzahlentellern kann auch das Uhrenlesen anschaulich erklärt werden.
Zahlen Lernen soll Spaß machen.
Die Begeisterung für Zahlen kommt im Alltag ganz bestimmt. An Zahlen, Mengen und Teilern kommen wir alle nämlich nicht vorbei. Sie sind überall versteckt und begegnen uns ganz natürlich. Lassen wir uns auf die Begegnung ein! Wenn wir die Interessen unserer Kinder erkennen und achtsam aufgreifen, können wir ihnen ungezwungene Lernimpulse geben, die sich gar nicht nach Mathe pauken anfühlen.
| Fiona